Also, es stimmt schon. Der Schwarzwald hat hohe Berge, er hat Täler, in denen feucht der Nebel hängt und ja, die Gegend hat auch jede Menge Wald. Der Tourismus-Verband "Ferienland Schwarzwald" verspricht also nicht zuviel, wenn er damit wirbt. Aber es steckt natürlich mehr dahinter, wenn der Satiriker/Politiker Martin Sonneborn die Anzeige in einem Heftchen von Ryanair mit den Worten kommentiert: "Schwarzwald? Geile Gegend!"
Das Ferienland hat sich nämlich etwas ganz Freches ausgedacht, um die fünf Gemeinden Schonach, Schönwald, Furtwangen, Sankt Georgen und Unterkirnach zu bewerben. Neben dem Slogan "Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald" ist die stilisierte Kontur einer nackten Frau mit Bollenhut zu sehen. Der Betrachter soll offensichtlich auch darauf hingewiesen werden, wo genau sich das "Ferienland Schwarzwald" befindet - wie eine Art Gütesiegel wurde die Aufschrift zwischen den Beinen der Frau platziert.
Soviel Zweideutigkeit ist so eindeutig, dass sie auch den Schwarzwäldern nicht entgangen ist: "Die Anzeige passt nicht zu unserem Stil", zitiert der Südkurier den Verwaltungschef der Gemeinde Unterkirnach. Der ist außerdem vom Niveau der Feriengäste überzeugt: Wer im Schwarzwald Urlaub mache, fühle sich von derlei Provokation nicht angesprochen.
Auch unter Sonneborns Facebook-Post sammeln sich empörte Kommentare. Die Anzeige sei sexistisch und primitiv, steht da. Provokation gehöre zu Werbung, entgegnet "Ferienland Schwarzwald", und das habe ja funktioniert. Überhaupt: Die Anzeige habe eine Frau entworfen.
Besser macht das die Werbung nicht, schöner leider auch nicht. Oder einfallsreicher. Auf lokalpatriotischen T-Shirts trägt Dame zum Bollenhut öfter mal Strapse. Und auch im Badner-Lied, der inoffiziellen Hymne des Landesteils, wird mit Frauen geworben: "Zu Haslach gräbt man Silbererz, bei Freiburg wächst der Wein, im Schwarzwald schöne Mädchen, ein Badner möcht' ich sein!" Das Lied stammt aus dem 19. Jahrhundert. Und weiter ist man im Schwarzwald offensichtlich immer noch nicht.