Werbeaktion bei Rewe:Eigentor an der Supermarkt-Kasse

Es sollte der Kick für Rewe werden - ein Gewinnspiel zur Frauenfußball-WM. Doch viele Kunden fühlen sich verschaukelt, weil sie kaum gewinnen. Verbraucherschützer sprechen von einer grenzwertigen Aktion. Und neue Kunden hat die Kampagne wohl auch kaum gebracht.

Joachim Göres

Wenn am Sonntag das Endspiel der Frauenfußball-WM in Frankfurt stattfindet, ist die Enttäuschung bei vielen Fans groß. Denn das deutsche Team wird nicht auf dem Platz stehen. Bei einigen Anhängern ist die Enttäuschung inzwischen in Wut umgeschlagen, was weniger mit den Leistungen von Birgit Prinz zu tun hat, dafür aber umso mehr mit dem Frankfurter Stadion.

Frauen-WM 2011 - Birgit Prinz

Nationalspielerin Birgit Prinz während des Trainings der Frauen-Nationalmannschaft.

(Foto: dpa)

Wer derzeit bei Rewe einkauft, bekommt für jede zehn Euro auf der Rechnung ein kleines Papiertütchen. Darin steckt das Bild einer WM-Spielerin plus ein Sofortgewinn - oder ein Sticker eines WM-Stadions. Hat man alle neun Stadien beisammen, kann man diese Sammlung gegen einen Freifahrtschein der Deutschen Bahn eintauschen - eine kostenlose Reise innerhalb von Deutschland. Das Ganze hat nur einen Haken: Während die Rewe-Kunden mit kleinen Bildern der Arenen von Wolfsburg, Sinsheim, Berlin, Mönchengladbach, Bochum, Leverkusen, Dresden und Augsburg überschüttet werden, ist das Frankfurter Stadion eine seltene Rarität.

"Hab ca. 150 Stadien, aber das Neunte ist nicht zu finden. Also doch nur alles Beschiss", schreibt etwa Dirk im Internet. Sammlerin Heike fordert ihre Leidensgenossen zu Konsequenzen auf: "Nur Papierverschwendung und Dummenfang. Man dürfte weder bei Rewe einkaufen noch bahnfahren. Alles Nepp!" Andere versuchen im Internet das fehlende Stadionbild zu ersteigern. Die Preise dürften steigen, denn am 22. Juli ist der Einsendeschluss für dieses Gewinnspiel.

"Das ist eine rechtlich grenzwertige Aktion", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Es komme darauf an, ob die Bilder regional gerecht verteilt wurden und wie viel seltener das Frankfurter Stadion im Vergleich zu den anderen im Umlauf ist. Letztlich sei ein übertriebenes Anlocken der Käufer nur schwer nachweisbar. "Viel entscheidender wird sein, ob sich Kunden von Rewe durch diese Aktion getäuscht fühlen und deswegen wegbleiben", so Castelló.

Ein Rewe-Sprecher weist die Kritik zurück. Nach seinen Angaben ist der Sticker der Frankfurter Arena in einer Auflage von 250 000 Stück gedruckt worden, weil 250 000 Freifahrten zur Verfügung stehen. Von den anderen Stadien gebe es deutlich mehr Exemplare. Von Betrug könne keine Rede sein - es gebe ja außer der Aussicht auf eine Bahnfreifahrt auch die Chance auf einen Sofortgewinn.

Tatsächlich kann ein Rewe-Kunde statt eines Stadionbilds pro 10-Euro-Einkauf auch einen Gutschein gewinnen. Laut Ankündigung gibt es 6,2 Millionen 10-Euro-Coupons, die man bei einer Bahnfahrt für mindestens 40 Euro in diesem Sommer anrechnen lassen kann. Außerdem gibt es 250.000 Mitfahrer-Freifahrtscheine - ein regulär bezahlender Bahngast kann so gratis bis Mitte September eine Person mitnehmen.

"Seitdem die Deutschen draußen sind, will keiner mehr Sticker haben"

Keine Angaben macht Rewe darüber, ob sich durch die mit Fußballnationalspieler Lukas Podolski im Fernsehen beworbene Aktion der Umsatz in den Rewe-Märkten in jüngster Zeit erhöht habe. Im Rewe-Markt im ostwestfälischen Oerlinghausen ist man da eher skeptisch: "Ich habe nicht das Gefühl, dass dadurch mehr Kunden zu uns kommen", sagt Marktleiterin Bianca Schmidt.

Rewe und Deutsche Bahn hatten ihr Gewinnspiel als 80-Millionen-Euro-Aktion angekündigt. Tatsächlich dürfte der Wert der eingelösten Preise niedriger ausfallen, denn in vielen Rewe-Läden liegen noch Massen von Stickern - und die Verteilung der WM-Bilder wird laut Rewe am Samstag beendet. "Seitdem die deutschen Frauen draußen sind, will die Sticker keiner mehr haben. Neue Kunden haben wir durch die Aktion auch nicht gewonnen", sagt Evelyn Kunze, Rewe-Marktleiterin in Frankfurt/Oder.

Hat sich Rewe als einer der Hauptsponsoren der Frauenfußball-WM also bei dem Versuch verspekuliert, vom erwarteten Erfolg der deutschen Elf zu profitieren? Zumindest liegt Lionel Souque, Geschäftsführer der 3300 deutschen Rewe-Supermärkte, mit seiner Endspiel-Vorhersage daneben: Er tippte ein 3:1 von Deutschland gegen Frankreich. Aber da war er sicher nicht der Einzige.

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