Weltwirtschaft:Wenn die Stimmung schlechter ist als die Lage

Weltwirtschaft: Das Luftbild zeigt zahlreiche Container auf dem Gelände eines Containerterminals im Hamburger Hafen. Die Folgen des Ukraine-Krieges haben das Wirtschaftswachstum in Deutschland nach einem unerwartet kräftigen Jahresstart im zweiten Quartal abgewürgt. (zu dpa 'Wirtschaftswachstum adé - Ukraine-Krieg bremst Konjunktur aus') +++ dpa-Bildfunk +++

Das Luftbild zeigt zahlreiche Container auf dem Gelände eines Containerterminals im Hamburger Hafen. Die Folgen des Ukraine-Krieges haben das Wirtschaftswachstum in Deutschland nach einem unerwartet kräftigen Jahresstart im zweiten Quartal abgewürgt. (zu dpa 'Wirtschaftswachstum adé - Ukraine-Krieg bremst Konjunktur aus') +++ dpa-Bildfunk +++

(Foto: Daniel Reinhardt/picture alliance/dpa)

Die überwiegende Mehrheit der Chefinnen und Chefs von großen Unternehmen schauen pessimistisch ins Jahr. Dabei ist die Situation nicht überall schlecht.

Von Caspar Busse

Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich rapide verschlechtert. Drei von vier Unternehmenslenkerinnen und Unternehmenslenkern rechnen derzeit mit einem Rückgang des Wachstums der Weltwirtschaft. Noch vor einem Jahr waren es lediglich 15 Prozent, die so pessimistisch in die Zukunft blickten. Das ist das Ergebnis einer weltweiten Umfrage unter rund 4500 CEOs aus 71 Ländern, die die internationale Beratungs- und Wirtschaftsprüfergesellschaft PWC traditionell zu Beginn jedes Jahres durchführt und die auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt wurde.

Demnach glauben nur noch 18 Prozent der Befragten an ein Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr. Im Vorjahr waren es noch 77 Prozent. In Deutschland sind die Konzernchefinnen und -chefs noch pessimistischer: 82 Prozent von ihnen rechnen im kommenden Jahr mit einem Rückgang des Wachstums, viermal so viel wie im Vorjahr. Grund für den rapiden Stimmungsumschwung dürfte der Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar sein. Dazu kommt die weltweite Pandemie und die aus dem Krieg resultierende Energiekrise.

Dabei ist die Stimmung möglicherweise schlechter als die wirkliche Lage. In Deutschland etwa wurde gerade gemeldet, dass die Wirtschaft 2022 um sogar 1,9 Prozent gewachsen sei. Die Aussichten für 2023 sind nicht so schlecht wie noch zuletzt. Um eine Rezession könnte die deutsche Wirtschaft damit herumkommen. Aber Pessimismus ist gerade weit verbreitet: Nach dem jüngsten globalen Risikobericht des Weltwirtschaftsforums rechnen gerade einmal 20 Prozent der Befragten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft damit, dass sich die politische und ökonomische Lage innerhalb der nächsten zehn Jahre verbessert oder zumindest stabilisiert. Mehr als die Hälfte dagegen erwartet Krisen, Schocks und hohe Volatilität.

Das Ausland sieht Deutschland dagegen als den drittwichtigsten Wachstumsmarkt

"Klimawandel, Krieg in Europa, Energiekrise, Inflation: Wir alle stehen vor strukturellen und systemischen Problemen", sagt Petra Justenhoven, Sprecherin der Geschäftsführung von PWC Deutschland. Doch Krisenzustand und Optimismus dürften sich nicht ausschließen. Es brauche Zuversicht und Mut, um die notwendigen Transformationsprojekte, etwa die Digitalisierung und die Dekarbonisierung, erfolgreich umzusetzen. Dies aber fehle offensichtlich.

Fast 40 Prozent der deutschen CEOs gaben an, dass die Inflation ihr Unternehmen sehr stark gefährdet. Dazu kommen geopolitische Konflikte und makroökonomische Volatilität, Cyber-Risiken und der Klimawandel. Das hat Folgen: Die überwiegende Mehrheit der CEOs in Deutschland sagen, dass sie aufgrund der aktuellen Marktlage die Betriebskosten reduzieren werden oder dies schon getan haben - oder aber die Preise anheben werden oder dies schon getan haben. Zudem werden alternative Zulieferer gesucht. Besonders alarmierend: Jeder vierte Befragte glaubt nicht, dass das eigene Unternehmen in zehn Jahren noch wirtschaftlich tragfähig sein wird, wenn der derzeitige Kurs beibehalten wird.

Dabei ist Deutschland als Wirtschaftsstandort nach wie vor von hoher Relevanz. Das Ausland sieht Deutschland laut der Umfrage von PWC als den drittwichtigsten Wachstumsmarkt, nach den USA und China. 18 Prozent der CEOs ausländischer Unternehmen glauben, dass Deutschland für ihr Unternehmenswachstum in den kommenden zwölf Monaten wichtig sei.

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