Weltwirtschaft:Die Rückkehr der großen Fragen

Weltwirtschaft: Niedrigzins, Digitalisierung, Brexit und eine neue politische Ordnung nach den US-Wahlen sind die Themen, über die am Finanztag debattiert wird.

Niedrigzins, Digitalisierung, Brexit und eine neue politische Ordnung nach den US-Wahlen sind die Themen, über die am Finanztag debattiert wird.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die neue Wirtschaftspolitik der USA hat auf die Finanzbranche große Auswirkungen. Die Regulierung steht nun wieder im Mittelpunkt.

Von Andrea Rexer

Eine Zeit lang sah es so aus, als seien die großen Diskussionen über Regulierung abgehakt. Als ginge es jetzt nur noch darum, die neu geschaffenen Regeln in der Praxis anzuwenden und hier und dort ein wenig an den Details zu feilen. Doch dann wurde Donald Trump US-Präsident. Und plötzlich machte ein Wort die Runde, das man zuletzt nur noch gehört hat, wenn es um die Auslöser der Finanzkrise ging: Deregulierung.

Trump hat angekündigt, das Herzstück der US-Regulierung, den sogenannten Dodd-Frank-Act, zurücknehmen. Und plötzlich ist sie wieder da, die Diskussion um die grundsätzlichen Fragen: wie viel Regeln braucht die Bankenwelt? Tritt Trump einen globalen Deregulierungswettlauf los? Was bedeutet die neue politische Ordnung für die europäischen Geldhäuser und die gesamte Wirtschaft?

Einen Blick von den USA auf dieses Thema wird beim SZ-Finanztag am 21. und 22. März in Frankfurt Ken Jacobs, der Chef der US-Investmentbank Lazard geben. Gemeinsam mit dem amerikanisch-deutschen Wirtschaftsprofessor Dennis Snower wird er beim Vorabend-Dinner die Akzente setzen. Beide sind dafür bekannt, mit klaren Worten nicht zu geizen.

Fintechs gegen Banken: Die Grenzen zwischen beiden sind inzwischen fließend

Die europäische Perspektive auf die Weltwirtschaft und die neue wirtschaftspolitische Ordnung wird der Chef der französischen Notenbank, François Villeroy de Galhau, einnehmen. Sein Landsmann Jean Pierre Mustier, Chef der italienischen Großbank Unicredit, wird im Anschluss die Aufmerksamkeit auf den Wettbewerb der europäischen Häuser lenken. Er hat seinem Institut gerade eine milliardenschwere Kapitalerhöhung verpasst - genauso wie es die Deutsche Bank auch vorhat. Man sieht daran sehr deutlich: in Europa sind die Aufräumarbeiten nach der Krise noch keineswegs abgeschlossen.

Als gäbe es nicht Herausforderungen genug, kommen durch den Brexit auch noch zusätzliche Probleme auf den Bankensektor zu. Ganz hautnah berichten kann der Chef der Royal Bank of Scotland, Sir Howard Davies, auf welche Verhandlungsergebnisse die britischen Banken hoffen. Den Chef der Europäischen Bankenaufsicht EBA, Andrea Enria, treffen die Auswirkungen des Austritts nicht nur, weil seine Behörde aus London wegziehen muss, sondern auch weil noch völlig offen ist, wie sich die Londoner City künftig ins Gefüge der europäischen Banken-Spielregeln einreihen wird.

Ungebrochenen Optimismus verbreiten in dieser Gemengelage eigentlich nur die Finanz-Start-ups, die sogenannten Fintechs. Manche von ihnen können über Wachstumsraten sprechen, von denen etablierte Banken nur träumen können. Drei von ihnen wurden von einer hochkarätig besetzten Jury für die SZ-Finanzgründerreihe ausgewählt und dürfen sich am Finanztag auf der Bühne präsentieren. Dazu gehört Moritz von der Linden: Der Gründer von CRX will mit seinem Team die Lieferantenfinanzierung auf völlig neue Beine stellen. Er hat schon einmal bewiesen, dass er kein Traumtänzer ist: er und sein Kollege Carlo Kölzer haben ihre Devisenhandelsplattform 360T für 725 Millionen Euro an die Deutsche Börse verkauft.

Eine steile Wachstumskurve kann auch Weltsparen vorweisen: Das Team um Tamaz Georgadze bietet deutschen Sparern an, in ganz Europa Tages- und Festgelder anzulegen. Es hat seit seiner Gründung im Jahr 2013 bereits zwei Milliarden Euro Anlegergeld bewegt - das ist Rekordwert.

Wie Banken in der Zukunft aussehen könnten, dafür könnte Solaris ein Beispiel sein: Das Berliner Fintech präsentiert sich als "Lego-Bank", als eine Plattform, die verschiedene Bank-Dienstleistungsbausteine an viele verschiedene Kunden verkauft. So verspielt der Lego-Vergleich klingen mag - was in Sachen Regulierung global passiert, kann Solaris nicht ausblenden: Sie verfügen über eine volle Bankenlizenz. Die Grenzen zwischen Fintech und Bank werden fließend.

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