Weltweite Konjunkturabschwächung:Regierung reduziert Wachstumsprognose

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Die internationale Finanzkrise beunruhigt die Bundesregierung: Die Wachstumsprognose für 2008 wurde nach unten geschraubt - und zwar deutlich.

N. Bovensiepen und C. Hulverscheidt

Angesichts der weltweiten Konjunkturabschwächung hat die Bundesregierung ihre Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2008 noch deutlicher gesenkt als ohnehin erwartet. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung rechnen das Wirtschafts- und das Finanzministerium nur noch mit einem Plus von 1,7 Prozent.

Konjunkturabschwächung: Die Anlageinvestitionen werden 2008 nur noch um 3,3 Prozent und damit nicht einmal halb so stark zulegen wie 2007. (Foto: Foto: AP)

Die Zahl ist zentraler Bestandteil des Jahreswirtschaftsberichts, den die Regierung am Mittwoch vorlegen wird. Noch im Oktober vorigen Jahres hatte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) für 2008 ein Wachstum von 2,0 Prozent erwartet.

Angesichts der Bankenkrise in Teilen der Welt und der Rezessionsgefahr in den USA haben sich die Aussichten jedoch spürbar eingetrübt. 2006 und 2007 war die deutsche Wirtschaft noch um 2,9 und 2,5 Prozent gewachsen.

Wie aus den Eckdaten für den Jahreswirtschaftsbericht hervorgeht, erwartet Glos, dass die Konjunktur zunehmend vom privaten Konsum und immer weniger vom Export und den Anschaffungen der Unternehmen getragen wird.

8,2 Prozent Erwerbslosenquote

Die Anlageinvestitionen werden demnach nur noch um 3,3 Prozent und damit nicht einmal halb so stark zulegen wie 2007. Auf den Arbeitsmarkt wird die Eintrübung der Aussichten laut Prognose aber noch nicht durchschlagen.

Die Regierung rechnet mit einer jahresdurchschnittlichen Erwerbslosenquote von 8,2 Prozent und damit dem niedrigsten Wert seit 1992. Die Arbeitnehmerentgelte sollen um durchschnittlich 2,7 Prozent steigen.

Die Rezessionsgefahr vor allem in den USA löste sowohl dort als auch in Europa hektische Betriebsamkeit aus. In Washington vereinbarten Demokraten und Republikaner am Donnerstag ein Konjunkturprogramm im Volumen von mehr als 100 Milliarden Dollar, das unter anderem Steuersenkungen umfassen soll. In Paris berieten auf Initiative Londons die Finanzminister Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Großbritanniens über eine effektivere Krisenprävention.

Effizientes Frühwarnsystem notwendig

Die Europäer sind sich grundsätzlich einig, dass die international tätigen Großbanken künftig weniger Geschäfte außerhalb der offiziellen Bilanzen tätigen dürfen, die Arbeit der Ratingagenturen verbessert werden muss und der Internationale Währungsfonds (IWF) ein effizienteres Frühwarnsystem gegen Finanzkrisen aufbauen soll.

Die Einzelheiten sind allerdings noch völlig unklar. "Wir stehen erst am Anfang. Wohin die Reise international gehen könnte, wird frühestens bei der Tagung der G-7-Finanzminister Mitte Februar in Tokio deutlich werden", hieß es am Rande des Pariser Treffens.

Dass vor allem die Bankenkrise in den USA noch lange nicht überstanden ist, zeigen die jüngsten Quartalszahlen von Merrill Lynch: Wegen Fehlspekulationen mit Hypothekendarlehen verbuchte das US-Institut wie zuvor schon der Weltmarktführer Citigroup allein zwischen Oktober und Dezember 2007 einen Verlust von fast zehn Milliarden Dollar.

Die Deutsche Bank kündigte an, wegen der Krise bis zu 300 Stellen im Investmentbanking vor allem in London und New York zu streichen.

US-Notenbankchef Ben Bernanke sagte, der wirtschaftliche Ausblick in den USA habe sich weiter verschlechtert. Er sei deshalb zu "substantiellen Schritten" bereit. Damit dürfte in den Vereinigten Staaten erneut eine kräftige Leitzinssenkung bevorstehen.

© SZ vom 18.01.2008/ckn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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