Weltgrößte Mobilfunkmesse:Apps für alle

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Die Branche will nicht mehr zuschauen, wie Apple bei den kleinen Handyprogrammen abkassiert. Neue Bündnisse könnten dem Nutzer das Leben leichter machen.

Helmut Martin-Jung

Microsoft-Chef Steve Ballmer ist alles andere als ein Mann der sanften Töne. Wenn er wie nun in Barcelona davon redet, dass das Geschäft im Mobilfunkmarkt "sehr spannend und sehr hart" sei, heißt das: Microsoft will kämpfen.

Der Mobile World Congress bietet auch Gelegenheit, Allianzen zu schmieden (Foto: Foto: AP)

Mit der Präsentation von Windows Mobile7 hat Ballmer der Konkurrenz auch signalisiert, dass er wieder Munition für diesen Kampf hat. Entwickelt wurde die Software vor allem mit dem Ziel, gegen Apples iPhone und gegen das Betriebssystem Android von Google zu konkurrieren.

Während Microsoft immerhin schon einen funktionierenden Geräte-Prototypen vorzuweisen hatte, musste sich der finnische Handyriese Nokia mit einer Ankündigung begnügen. Aber nicht etwa für ein neues Gerät.

Nokia und Intel verbünden sich

Der weltgrößte Hersteller, der bei den Handys der iPhone-Kategorie - sogenannten Smartphones - hinterherhinkt, sieht sein größtes Defizit wohl bei der Software. Verkündet wurde daher der Ausbau der Kooperation mit dem Chip-Giganten Intel.

Die beiden Firmen wollen ein einheitliches Betriebssystem für eine große Zahl elektronischer Gerät entwickeln: Das MeeGo genannte System soll nicht nur auf Handys laufen, sondern auch auf kleinen Computern mit und ohne Tastatur, sogenannten Tablets, sowie auf internetfähigen TV-Geräten und als Unterhaltung in Autos.

Alle dafür geschriebenen Programme, genannt Apps, sollen auf allen Geräten funktionieren und sich zudem sehr leicht auf das ebenfalls von Nokia stammende Betriebssystem Symbian übertragen lassen. Weil MeeGo voll und ganz den Linux-Standards entsprechen soll, können vom zweiten Quartal dieses Jahres an Linux-Programmierer auf der ganzen Welt Apps für die neuen Geräte programmieren.

Noch in diesem Jahr sollen die ersten erscheinen. "Das wird der bisher bekannten Gerätelandschaft ein neues Gesicht geben", versprach Kai Öistämö, der bei Nokia für die Gerätesparte zuständig ist. "Man schreibt eine App nur einmal und sie läuft auf allen Geräten."

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Die Initiative richte sich nicht gegen Betriebssystemhersteller wie Microsoft. Der Softwarekonzern decke den PC-Bereich gut ab, "aber da wollen wir auch gar nicht hin", sagte Renee James, Chefin des Intel-Bereichs Software und Dienste.

Mindestens für Tablet-PCs oder Netbooks trifft dies aber nicht zu - für diese Geräte hat Microsoft schließlich sein PC-Betriebssystem Windows7 im Angebot. Hauptgegner sind aber auch für Nokia und Intel Apple und Googles Android. Letzteres basiert auf Linux.

Neid auf Apple

Mit Windows Mobile 7 will sich Microsoft zwar einerseits von der Konkurrenz unterscheiden, weil einzelne Programme ineinander greifen und nicht vieles in isolierten Apps abläuft. Andererseits aber baut auch der Softwarekonzern darauf, dass findige Entwickler die Lücken füllen, die jedes System übrig lässt.

Dahinter steht nicht nur das Ziel, dem Kunden noch attraktivere Geräte anzubieten. Es schauen auch viele ziemlich neidisch darauf, wie es Apple und zum Teil auch Google gelungen ist, ein florierendes Geschäft mit kleinen Handyprogrammen, den Apps, aufzubauen.

Dennoch bleibt abzuwarten, was aus der Allianz wird, die Netzanbieter als treibende Kräfte zum Auftakt der Messe verkündet haben. Dabei geht es darum, eine Art Großhandel für Apps einzuführen. Mehr als 30 Partner wollen erreichen, dass Kunden nicht in verschiedenen App-Stores einkaufen müssen, sondern dass auf einem Markt Apps angeboten werden, die auf verschiedenen Handysystemen laufen.

Dass aber Apple, das 30 Prozent vom Erlös einer jeden App in seinem Internetladen kassiert, darauf verzichtet, ist wohl kaum zu erwarten. Auch Nokia hat wenig Interesse, seinen erst eingeführten Store namens Ovi in der Allianz aufgehen zu lassen. Bei Microsoft wollte man dazu lieber gar nichts sagen.

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

© SZ vom 17.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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