Weltfinanzgipfel:Das Erbe von Bretton Woods

Viele hochfliegende Hoffnungen an den Weltfinanzgipfel an diesem Wochenende hängen mit einem Begriff zusammen: Bretton Woods.

Nikolaus Piper

In diesem Ort im Norden des US-Bundesstaats New Hampshire tagte vom 1. bis zum 22. August 1944 der erste aller Weltfinanzgipfel. Amerikaner und Briten hatte diese "Währungs- und Finanzkonferenz der Vereinten Nationen" einberufen, weil sie die Lehren aus der Weltwirtschaftskrise ziehen wollten: Nie wieder sollten Welthandel und Kapitalverkehr zusammenbrechen wie in den dreißiger Jahren.

System fester Wechselkurse

Die 44 Teilnehmerstaaten vereinbarten in Bretton Woods ein System fester Wechselkurse: Alle Währungen sollten in einem festen Verhältnis zum Dollar stehen, der tatsächliche Kurs durfte in einem engen Band um diesen Wert schwanken. Washington verpflichtete sich, Dollar jederzeit in Gold umzutauschen, zum Preis von 35 Dollar für die Feinunze. Auf- und Abwertungen waren möglich, aber nur im Konsens.

Zur Überwachung des Systems wurde der Internationale Währungsfonds (IWF) eingerichtet. Dessen wichtigste Aufgabe war es, Ländern zu helfen, deren Zahlungsbilanz in Nöten waren. Das betreffende Land bekam dann einen IWF-Kredit, musste dafür aber Bedingungen erfüllen. Für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Europa wurde die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die Weltbank, eingerichtet.

Das System hatte Erfolg. Es sicherte die beispiellose Prosperität der Nachkriegsjahre, obwohl vieles ganz anders lief, als die Erfinder, der britische Ökonom John Maynard Keynes und der amerikanische Staatssekretär Harry White, sich das vorgestellt hatten. So machten die Europäer, anders als vorgesehen, ihre Währungen erst 1959 konvertibel. Bereits 1971 flog das System fester Wechselkurse auseinander, weil die Amerikaner den Vietnam-Krieg auf Pump finanzierten und der Dollar immer schwächer wurde. Seit 1973 sind die Wechselkurse der meisten Währungen großen Währungen frei. Die Europäer führten 1999 eine Gemeinschaftswährung ein, etwas, was sich in Bretton Woods niemand hätte vorstellen können. Entscheidend war, dass mit dem IWF eine Institution gefunden wurde, die die Nationen zur Zusammenarbeit in Krisenzeiten zwang - bis heute.

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