Weltbild:"Das ist Erpressung pur"

Bei einer Nachfolgegesellschaft der früheren Augsburger Verlagsgruppe Weltbild sollen erneut viele Stellen gestrichen werden. Andernfalls drohe die Geschäftsführung mit der Schließung, klagt der Betriebsrat.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Es könnte alles noch schlimmer kommen: Bei zwei Nachfolgegesellschaften der früheren Augsburger Verlagsgruppe Weltbild, der Weltbild GmbH und der Also Logistics Services GmbH, droht ein weiterer Kahlschlag - oder gar die Schließung.

Beide Unternehmen wurden vor einem Jahr aus der Insolvenzmasse von Weltbild an den Düsseldorfer Investor Walter Droege verkauft. Damals hatte Droege Investitionen und neue Drittkunden angekündigt. Jetzt fordern seine Vertreter alleine bei der Logistik-Sparte 300 weitere Entlassungen - das sind doppelt so viele wie bisher befürchtet. Zusätzlich verlangen sie von den restlichen 130 Mitarbeitern massive Zugeständnisse bei Bezahlung und Arbeitszeit. "Für den Fall, dass diese Forderungen nicht erfüllt werden, droht die Geschäftsführung mit der Schließung noch vor dem 1. Oktober", sagt der Betriebsrats-Vorsitzende Peter Fitz.

Fitz kritisiert das Management scharf: "Das ist Erpressung pur." Und er warnt vor einem Domino-Effekt: "Wenn die Logistik zumachen sollte, dann sind auch Weltbild und die Weltbild plus-Filialen tot." Ohne die Logistik könne Weltbild keine Bestellungen mehr abwickeln und die Filialen nicht mehr beliefern, betont Fitz. "Diese Geschäftspolitik gefährdet hier alle Arbeitsplätze."

Bis zum 1. September sollen alle Betriebsvereinbarungen gekündigt werden

Vergangene Woche habe ihm Also-Geschäftsführer Reiner Wenz mit der Schließung des Logistik-Betriebs gedroht, berichtet der Betriebsratschef. Dabei habe Wenz eine lange Liste von Maßnahmen vorgelegt, mit denen das Unternehmen noch zu retten sei. Diese Liste umfasst etwa ein Dutzend Forderungen. Die wichtigsten sind neben den 300 Entlassungen:

Bis zum 1. September dieses Jahres sollen alle Betriebsvereinbarungen gekündigt werden, die verbleibenden Mitarbeiter sollen also auf Weihnachtsgeld und Sonderurlaub verzichten sowie mehr Wochenstunden arbeiten und weniger Urlaubstage bekommen. Außerdem sollen sie vom Tarifvertrag für den Buchhandel zum Tarifvertrag Logistik wechseln.

"Das bedeutet etwa 30 Prozent weniger Lohn", sagt Fitz, "diese Liste ist absurd und unterirdisch."

Die Also Logistics Service GmbH hatte Ende Juli Insolvenz angemeldet und dabei Eigenverwaltung beantragt. Seitdem wird das Unternehmen von Manager Wenz und dem Düsseldorfer Anwalt Frank Kebekus geführt, der vom Amtsgericht als Sachwalter eingesetzt wurde. Auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung bestätigt Kebekus, dass die Also Logistics dringend "eine siebenstellige Summe" brauche, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Es gebe bereits "konstruktive" Verhandlungen mit Weltbild als Hauptkunden und der Also Holding AG als Mehrheitsgesellschafterin, die noch in dieser Woche abgeschlossen werden sollen.

"Der Zeitdruck ist da", sagt Kebekus. Der Fachanwalt für Insolvenzrecht betont auch, dass "leider ein weiterer Stellenabbau nötig" sei. Ob aber tatsächlich 300 statt 150 Arbeitsplätze abgebaut werden müssen, bestätigte er nicht. Vielmehr fordert er die Also Holding, deren Mehrheitsaktionär Walter Droege ist, zu konstruktiven Verhandlungen mit dem Betriebsrat auf. Beide Seiten konnten sich bislang nicht einigen und werfen einander vor, die Zukunft beider Unternehmen zu gefährden. Kebekus appelliert an beide Parteien, endlich einzulenken: "Wir brauchen eine belastbare Zusage des Gesellschafters für Investitionen und ein kooperatives Zusammenarbeiten der Arbeitnehmer-Vertreter."

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