Weltausstellung:Großes Geld, kleines Land

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Schön wär’s schon: So soll das Ausstellungshaus von Baden-Württemberg aussehen. Noch ist aber kein Spatenstich gemacht. (Foto: oh)

Für den Pavillon von Baden-Württemberg auf der Expo 2020 in Dubai fehlt Geld. Ein Projekt-Chef ist schon weg.

Von Claudia Henzler und Stefan Mayr, Stuttgart

Es hatte so schön angefangen. Mit schwäbischer Dickköpfigkeit und frei nach dem Motto "Wir können alles. Auch Weltausstellung" hat es das kleine Baden-Württemberg geschafft, sich als einzige Region neben 192 Nationen erfolgreich um einen Standort für einen eigenen Pavillon auf der Expo 2020 in Dubai zu bewerben. Aber jetzt steht das Projekt zum zweiten Mal auf der Kippe. Der für November geplante Spatenstich musste verschoben werden, weil die private Projektgesellschaft nicht genügend Sponsoren gefunden hat. Und hinter den Kulissen gibt es Ärger. Einer der Verantwortlichen musste gehen.

Das Ausstellungshaus soll 13,3 Millionen Euro kosten und war ursprünglich als Projekt "von der Wirtschaft für die Wirtschaft" konzipiert. Es wird von einer Gesellschaft getragen, der drei Institutionen angehören: Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg, die Freiburger Messegesellschaft und das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Diese drei wollten bei großen Unternehmen aus dem Südwesten Geld einwerben, um den Bau zu finanzieren.

Weil sich das mühsamer gestaltete als erhofft, hat die Trägergesellschaft vor einigen Monaten einen ersten Hilferuf an die Landesregierung geschickt. Prompt erklärte sich die grün-schwarze Koalition im September bereit, notfalls mit bis zu drei Millionen Euro einzuspringen. Daniel Sander, einer der Geschäftsführer und treibende Kraft hinter der Bewerbung, sagte damals, dass ihm bereits acht Millionen Euro von Sponsoren mündlich zugesagt wurden.

Inzwischen ist Sander nicht mehr im Amt. Am 28. Oktober wurde der ehemalige Freiburger CDU-Stadtrat als Hauptgeschäftsführer der Ingenieurkammer freigestellt. Deshalb vertritt er auch die Trägergesellschaft nicht mehr.

Wir können alles. Außer Pavillon? "Das Projekt ist momentan nicht gefährdet", betont Wilhelm Bauer. Der Leiter des Fraunhofer-Instituts hat die Koordination übernommen und versucht zu retten, was zu retten ist. Ihm zufolge wurde das Projekt-Team verstärkt, "und das Tempo und die Effizienz in der Umsetzung enorm erhöht". Die Sponsorensuche sei "auf einem guten Weg", erste Verträge seien unterzeichnet. Welche Firmen sich mit welchen Summen beteiligen, will Bauer aber nicht verraten.

Da die Expo im Oktober 2020 startet, müsste der Bau des Baden-Württemberg-Häusles allmählich beginnen, das Land will sich auf 2700 Quadratmetern präsentieren, davon 2000 Quadratmeter Nutzfläche. Noch sind aber keine Bauaufträge vergeben. Damit werde man warten, bis die Finanzierung steht, sagt Bauer. Der Zeitplan sei zwar "sportlich", aber "ohne Einschränkungen" einzuhalten.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nimmt die Pavillon-Frage wenig begeistert zur Kenntnis. Er halte das Projekt zwar für eine tolle Gelegenheit, aber das Land zahle bereits 2,8 Millionen Euro für die landeskundliche Ausstellung im Pavillon. Deshalb sei eine Unterstützung über die Drei-Millionen-Ausfallbürgschaft hinaus "wirklich nicht mehr geplant". Das von der CDU-Frau Nicole Hoffmeister-Kraut geführte Wirtschaftsministerium sieht das anders: Es prüft eine zusätzliche Unterstützung des Projekts. "Um einen raschen Baubeginn zu ermöglichen", wie das Ministerium mitteilt. Nach SZ-Informationen geht es um eine Summe zwischen zwei und vier Millionen.

© SZ vom 14.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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