Käthe Wohlfahrt:Weihnachtsstimmung im März

Käthe Wohlfahrt in Rothenburg ob der Tauber

Weihnachtsdorf des Familienunternehmens Käthe Wohlfahrt in Rothenburg ob der Tauber.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Kurz vor Heiligabend geriet der Hersteller und Händler von Christbaumschmuck in die Bredouille. Drei Monate später ist das Familienunternehmen gerettet.

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Sie steht für die sprichwörtliche "deutsche Weihnacht" wie kein anderer Hersteller und Händler von Christbaumschmuck und anderer Deko: Die Firma Käthe Wohlfahrt. Ihre Geschäfte sind nicht nur Verkaufsstellen, sondern als Weihnachts-Erlebniswelten angelegt. Am Firmensitz im fränkischen Rothenburg ob der Tauber betreibt die Firma sogar ein Weihnachtsmuseum. Nach pandemiebedingten Umsatzeinbrüchen von 80 Prozent war das Familienunternehmen im Dezember in die Knie gegangen und unter den Schutzschirm geflohen, den das Insolvenzrecht bietet. Knapp drei Monate später ist Käthe Wohlfahrt gerettet.

Die Gläubiger stimmten einem Insolvenzplan samt Sanierungskonzept zu, das unter anderem die Schließung von sechs der 22 Läden der Marke in Deutschland vorsieht. Darunter sind fünf Souvenirshops. 20 von 280 Arbeitsplätzen fallen weg. Käthe Wohlfahrt werde sich künftig "ganz auf das Kerngeschäft der deutschen Weihnachtstradition fokussieren", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Damit einher soll das Sortiment gestrafft werden, zudem ist von Prozessoptimierungen bei den internen Abläufen die Rede. Das firmeneigene E-Commerce-Geschäft soll ausgebaut werden. Die ganzjährig betriebenen Weihnachtswelten der Marke in Rothenburg, Bamberg, Nürnberg, Rüdesheim, Heidelberg, Oberammergau und Berlin bleiben bestehen. Auch an den Standorten in USA, Spanien, Frankreich, Belgien und Großbritannien wird festgehalten.

Bei alledem bleibt Käthe Wohlfahrt weiterhin vollständig im Besitz der gleichnamigen Familie. Teil des Insolvenzplanes ist es allerdings, dass Firmenchef Harald Wohlfahrt seine drei Kinder Aska, Kenta und Takuma gesellschaftsrechtlich einbindet und die Unternehmensnachfolge langfristig organisiert. "Das Ergebnis ist für alle Seiten gut", sagte der vom Insolvenzgericht als Aufpasser im Verfahren eingesetzte Sachwalter Volker Böhm. Er verwies auf die "überdurchschnittlich gute Insolvenzquote" in Höhe von 37 Prozent für die Gläubiger. Harald Wohlfahrt sagte, man werde den Sanierungsplan "zügig umsetzen". Sein Unternehmen war unter anderem deshalb in die Krise geschlittert, weil Corona-bedingt Weihnachtsmärkte abgesagt wurden, an denen Käthe Wohlfahrt sonst mit Ständen präsent ist. Auch blieb die Kundschaft in den Geschäften wegen des Lockdowns weg.

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