Weihnachtsgeschäft:Krise? Welche Krise?

Von Konsumflaute keine Spur: Die Einzelhändler sind zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft - schauen aber mit Sorge ins kommende Jahr.

Stefan Weber

Der deutsche Einzelhandel ist mit dem Adventsgeschäft zufrieden: Trotz düsterer Konjunkturprognosen haben sich die Bundesbürger nicht vom Geschenkekauf zu Weihnachten abhalten lassen. Die Umsätze lägen auf dem Niveau der Vorjahre, kurz vor Heiligabend habe das Geschäft noch mal kräftig angezogen.

Weihnachtsgeschäft: Einkaufszentrum in Cottbus: Die Einzelhändler sind zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft. Von einer Krise spüren sie noch nichts.

Einkaufszentrum in Cottbus: Die Einzelhändler sind zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft. Von einer Krise spüren sie noch nichts.

(Foto: Foto: dpa)

Angesichts der Finanzkrise und der sich ankündigenden Rezession hatten viele Konjunkturexperten die Erwartungen für das Weihnachtsgeschäft niedrig gesteckt. Doch die meisten Verbraucher haben sich von der Vielzahl der schlechten Nachrichten nicht die Lust am Einkaufen nehmen lassen. "Die meisten Geschäfte haben in den vergangenen Wochen ähnlich viel umgesetzt wie im vergangenen Jahr", bilanziert der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE).

Zwar war der Kundenandrang am dritten und vierten Adventswochenende nicht ganz so stark wie zu Beginn der Vorweihnachtszeit. Doch an den Tagen unmittelbar vor Heiligabend zog die Nachfrage nach Beobachtung des HDE noch einmal kräftig an. Für ein abschließendes Urteil ist es jedoch noch zu früh.

Große Erwartungen

Auch im vergangenen Jahr hatten viele Händler - Hand in Hand mit dem Branchenverband - von einem Käuferansturm berichtet. Als später Bilanz gezogen wurde, zeigte sich ein vollkommen anderes Bild. Plötzlich war bei Douglas, Karstadt und anderen Schwergewichten des deutschen Einzelhandels von deutlichen Umsatzeinbrüchen im Weihnachtsgeschäft die Rede. Aus Sorge, die Konsumlust zu bremsen, hatten sich damals viele Ladenbetreiber bei Befragungen übermäßig optimistisch gegeben.

Schätzungen zufolge lag beim Weihnachtsfest ein Fünftel der Geschenke in Form von Geld oder Gutscheinen unter dem Tannenbaum. Diese Präsente lösen viele Verbraucher üblicherweise gleich nach den Feiertagen ein und bescheren den Händlern damit noch einmal gute Geschäfte. "Viele Ladenbetreiber setzen an jedem Tag zwischen Weihnachten und Neujahr ähnlich viel um wie an einem Adventssamstag", sagte HDE-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr.

An diesen Samstag knüpft die Branche noch größere Erwartungen. Der 27. Dezember soll für den Einzelhandel der umsatzstärkste Tag des gesamten Jahres werden. Bei der Elektronik-Fachmarktkette Media-Saturn erstreckt sich das Weihnachtsgeschäft immer häufiger sogar über Silvester bis Dreikönig. Somit wird es noch einige Wochen dauern, bis Klarheit herrscht, ob sich die Erwartung des Branchenverbandes HDE erfüllt und die Ladenbetreiber im November und Dezember tatsächlich 74,7 Milliarden Euro umgesetzt haben. Das wäre ein Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Angstvoller Blick nach 2009

Aufgrund der in einigen Bundesländern zulässigen längeren Ladenöffnungszeiten haben viele Bundesbürger ihre Einkäufe in der Adventszeit unter weniger starkem Zeitdruck erledigen können. In Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt waren viele Läden sogar an allen vier Sonntagen im Advent geöffnet. Dennoch haben in diesem Jahr erneut mehr Menschen den Geschenk-Einkauf am Computer erledigt. Vor allem Bücher, CDs, DVDs, Unterhaltungselektronik, Spielwaren und Parfum wurden nach Angaben des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (bvh) über das Internet bestellt. Der bvh rechnet im November und Dezember mit einem Umsatz von 5,7 Milliarden Euro. Das wäre ein Plus von 3,7 Prozent gegenüber den Ergebnissen im Jahr 2007.

Beim Blick in das nächste Jahr ist vielen Ladenbetreibern angst und bange. "Abgesehen von Firmenkonjunkturen wird es für den Handel 2009 kein Umsatzwachstum geben", prognostiziert Josef Sanktjohanser, Präsident des HDE und Vorstand der Rewe-Gruppe. Branchenexperten sind überzeugt, dass die Verbraucher ihren Konsum spätestens dann einschränken werden, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt deutlich verschlechtert. Umfragen zufolge wollen sie sich vor allem bei größeren Anschaffungen und Urlaubsreisen zurückhalten.

Stattdessen beabsichtigen sie, mehr zu sparen. Angesichts der unsicheren Situation hat der größte deutsche Handelskonzern Metro seine Investitionen zunächst um knapp zehn Prozent gekürzt. Beobachter sind davon überzeugt, dass die ohnehin von Überkapazitäten gekennzeichnete Branche in den nächsten Monaten kräftig durchgeschüttelt werden wird und die Insolvenzen steigen.

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