Weihnachtsgeld:Nur für die Hälfte

Nur gut die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland kann sich dieses Jahr aufs Weihnachtsgeld freuen. Dies geht aus den Antworten von knapp 49 000 Beschäftigten hervor, die an einer Online-Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung teilnahmen. Demnach bekommen insgesamt 53 Prozent aller Beschäftigten eine Jahressonderzahlung. "Am höchsten stehen die Chancen auf ein Weihnachtsgeld, wenn das Unternehmen an einen Tarifvertrag gebunden ist", sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs Thorsten Schulten. Dies gelte gerade auch in diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr. So erhalten 77 Prozent der Tarifbeschäftigten, aber nur 41 Prozent der übrigen Arbeitnehmer Weihnachtsgeld. Deutliche Unterschiede gibt es immer noch zwischen West- und Ostdeutschland: Im Westen haben laut WSI 55 Prozent der Befragten Anspruch auf Weihnachtsgeld, im Osten trifft dies nur auf 48 Prozent zu. Am höchsten fällt die Sonderzahlung im Bankgewerbe, in der Süßwarenindustrie, in der chemischen Industrie bei der Deutschen Bahn und in der Druckindustrie aus. Hier beläuft sich die Gratifikation auf 95 bis 100 Prozent eines Monatseinkommens. "Angesichts von Einkommenseinbußen in der Krise ist das Weihnachtsgeld besonders wichtig. Millionen von Beschäftigten waren oder sind in Kurzarbeit, da ist das Weihnachtsgeld als Beitrag zur Stabilisierung der Einkommen von großer Bedeutung", sagte Schulten. Arbeitsmarktforscher sehen seit Jahren eine "schleichende Erosion" der Tarifbindung. Die jüngsten Daten des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen: 2019 arbeiteten in Westdeutschland 46 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit Branchentarifverträgen, in Ostdeutschland waren es nur noch 34 Prozent.

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