Wegen Schließung des Werks in Genk:Belgische Ford-Arbeiter randalieren in Köln

Etwa 200 belgische Arbeiter haben der Wut über den Verlust ihrer Arbeitsplätze Luft gemacht: In der Kölner Europa-Zentrale des Autobauers Ford schlugen sie Fensterscheiben ein und zündeten Autoreifen an. Einige deutsche Kollegen solidarisierten sich.

Als am Mittwoch etwa 200 belgische Ford-Mitarbeiter mit Reisebussen nach Köln fuhren, wollten sie keine Stadtbesichtigung machen. Ihr Ziel war die Europa-Zentrale des US-Autoherstellers Ford. Dort konferierte gerade die europäische Geschäftsleitung des Unternehmens. Einige der Arbeiter stürmten das Gelände, zündeten Autoreifen an und warfen Fensterscheiben ein. Außerdem blockierten sie die Ausfahrt und warfen Silvesterböller. Mehrere Beschäftigte des Kölner Werks sollen sich mit ihren belgischen Kollegen solidarisiert haben.

Grund für die Wut der Arbeiter war die Ankündigung des Unternehmens, seine Produktion am belgischen Standort Genk bis Ende 2014 einstellen zu wollen. Der belgische Ministerpräsident Elio Di Rupo hatte von einem "Drama" gesprochen: Betroffen sind 4300 Beschäftigte, hinzu kommen die etwa 5000 Menschen, die von dem Ford-Werk abhängen.

Weit entfernt von der Randale, in Berlin, versicherte Firmenchef Alan Mulally, es seien derzeit keine weiteren Streichungen geplant. "Alles was wir derzeit wissen, haben wir mitgeteilt.", sagte er. Der Konzern werde aber den Markt genau beobachten. "Wir werden uns entschlossen an die tatsächliche Nachfrage anpassen." Wegen sinkender Verkaufszahlen erwartet Ford in diesem Geschäftsjahr in Europa ein Defizit von 1,5 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro).

Als die Polizei mit mehr als 100 Mann aus Köln und Düsseldorf anrückte, sei es zu einer kleinen Rangelei zwischen Arbeitern und Polizisten gekommen, berichtet die Polizei. Die Stimmung sei relativ aggressiv gewesen. Nachdem die Polizei die Arbeiter aufgefordert hatte, das Gelände zu verlassen, folgten diese der Aufforderung freiwillig. Ob Ford einen Strafantrag stellen wird, wollte ein Sprecher der Unternehmens nicht sagen.

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