Wegen Manipulationsverdacht:Börsenaufsicht ermittelt gegen Facebook

Die Erwartungen waren enorm - doch der Börsengang von Facebook missglückte. Nun ermittelt die US-Börsenaufsicht, denn einige Banken sollen den Anlegern die negative Geschäftsprognose des sozialen Netzwerks verschwiegen haben. Auch für die Technologiebörse Nasdaq hat das Debakel mit den Facebook-Aktien ein juristisches Nachspiel.

Varinia Bernau

Der missglückte Börsengang des Internetunternehmens Facebook beschäftigt nun auch die US-Behörden. Mehrere Investmentbanken stehen in Verdacht, vor Handelsbeginn der Aktien nur ausgewählte Investoren über die schwachen Geschäftsaussichten von Facebook informiert zu haben. Kleinanleger reichten deshalb eine Sammelklage ein. Die Börsenaufsicht SEC will die Umstände prüfen.

Facebook-Aktie fällt tief

Der Börsengang von Facebook war bislang eine Pleite - nun ermittelt die Börsenaufsicht SEC wegen des Verdachts der Manipulation.

(Foto: dpa)

SEC-Chefin Mary Schapiro sagte, normalerweise gebe es viele gute Gründe für das Vertrauen in die Märkte und die Integrität, mit der sie agierten. "Aber es gibt Fälle, die wir uns genauer anschauen müssen, vor allem was Facebook angeht." Auch der Vorsitzende der Kontrollbehörde für die Finanzindustrie Finra, Richard Ketchum, kündigte an, die Umstände des Börsengangs zu prüfen.

Die Erwartungen an den Börsengang des vor acht Jahren gegründeten sozialen Netzwerkes, das weltweit mehr als 900 Millionen Menschen nutzen, waren enorm. Deshalb stockte Facebook sowohl die Anzahl der ausgebenen Aktien als auch deren Preis kräftig auf. Kurz vor der Erstnotiz am vergangenen Freitag hatte das Unternehmen allerdings eingeräumt, dass es schwierig sei, die steigende Zahl seiner Nutzer in Gewinne umzumünzen. Ein Analyst der Investmentbank Morgan Stanley, die den Börsengang federführend organisiert hat, schraubte daraufhin die Prognose für das Internetunternehmen herunter.

Diese Information, so lautet nun der Vorwurf einiger Aktienhändler, soll die Bank allerdings nur ausgewählten Investoren mitgeteilt haben. Diese seien dadurch abgeschreckt worden; andere zeichneten mehr Papiere, als sie später, nach dem Kursrückgang, verkaufen konnten. Das Interesse an der Aktie war bei Handelsbeginn deutlich niedriger als erwartet. Nur dank Stützungskäufen der Banken, die den Börsengang begleiteten, konnte Facebook den Ausgabepreis von 38 Dollar halten. Am Montag verlor die Aktie elf Prozent, am Dienstag knapp neun Prozent. Am Mittwoch stoppte sie ihre Abwärtsbewegung vorerst und kletterte um mehr als drei Prozent.

Auch die Investmentbanken JP Morgan, Goldman Sachs und Bank of America/Merrill Lynch hätten unmittelbar vor dem Börsengang ihre Prognosen gesenkt, sagten Insider. Diese Einschätzung sei aber nur über Telefon- und Videokonferenzen an einige Großinvestoren weitergegeben worden. Viele Kleinanleger wurden nicht informiert. Anwaltskanzleien in Los Angeles und New York reichten deswegen im Auftrag mehrerer Anleger Sammelklagen gegen Facebook, Morgan Stanley und andere Banken ein. Auch der Bundesstaat Massachusetts will die Vorwürfe untersuchen und hat Vertreter von Morgan Stanley zu einer Anhörung vorgeladen. Für Rechtsexperten liegt der Fall in einer Grauzone. Morgan Stanley teilte mit, die Bank habe die gleichen Abläufe eingehalten wie bei jedem anderen Börsengang. Facebook kündigte an, sich "energisch" gegen die Vorwürfe zu wehren.

Auch für die New Yorker Technologiebörse Nasdaq, an der die ersten Facebook-Aktien in den Handel gingen, hat das Debakel ein juristisches Nachspiel. Ein US-Investor verklagte den Börsenbetreiber wegen der technischen Pannen zum Handelsauftakt. Erst eine halbe Stunde später als geplant wechselten erste Papiere den Besitzer. Viele Anleger wussten stundenlang nicht, ob ihre Aufträge erfüllt worden waren. Nasdaq-Chef Robert Greifeld entschuldigte sich für die technischen Probleme. Er betonte jedoch, dass diese keinen Einfluss auf den Verlauf des Facebook-Kurses gehabt hätten.

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