Wegen Kritik an EnBW-Kauf:Mappus wirft bei Merck hin

Kurzes Gastspiel: Nach nur vier Monaten gibt Stefan Mappus seinen Job beim Pharmakonzern Merck schon wieder auf. Baden-Württembergs Ex-Ministerpräsident ist reichlich genervt von Vorwürfen, die mit dem Kauf des Energieversorgers EnBW zusammenhängen.

Was ein Spitzenjob mit Perspektive sein sollte, war dann doch eher ein Praktikum: Der ehemalige Ministerpräsident Stefan Mappus verlässt Merck nach nur wenigen Monaten. Seine Stelle bei Merck hatte der 45-Jährige erst im September Stelle angetreten, im Januar hätte er für den Pharma-Konzern eigentlich nach Rio de Janeiro gehen und dort als Konzernbevollmächtigter für Südamerika arbeiten sollen. Nun scheidet Mappus nach eigenen Angaben aber schon zum Jahresende aus.

Der Grund liegt offenbar aber nicht in seiner Arbeit bei dem Pharmakonzern. Mappus reagiert mit dem Rückzug auf die Kritik daran, dass er als Landeschef den Energieversorger EnBW für zuviel Geld gekauft habe.

"Die zumeist diffamierenden Angriffe und Verleumdungen gegen meine Person und die von mir geführte Landesregierung im Zusammenhang mit dem Einstieg des Landes bei der EnBW erfordern eine angemessene Reaktions- und Wehrfähigkeit meinerseits", sagte der CDU-Politiker den Stuttgarter Nachrichten.

Mappus war wiederholt kritisiert worden, weil der Preis von mehr als vier Milliarden Euro für 46,5 Prozent der Anteile an EnBW viel zu hoch gewesen sein soll. Außerdem soll die Landesregierung der Bank Morgan Stanley zu viel für die Beratung bei dem Deal gezahlt haben. Der Stuttgarter Staatsgerichtshof hatte den Kauf im Oktober für verfassungswidrig erklärt. Im Mai hatte Mappus' schwarz-gelbe Koalition die Landtagswahlen verloren. Seitdem regiert Grün-Rot im Ländle.

Wie viele andere Politiker war auch Mappus nach seiner Abwahl an einen Job bei einem großen Konzern gekommen. Erst zum 1. September hatte er bei Merck angeheuert. Dass Mappus darum gebeten habe, seinen Vertrag aufzulösen, bestätigte jetzt ein Unternehmenssprecher. Er verlasse den Darmstädter Konzern zum Jahresende. "Wir bedauern den Schritt und respektieren die Entscheidung", sagte der Sprecher.

Der Deal mit EnBW hat bislang wenige glücklich gemacht: Willi Stächele, Mappus' Finanzminister in der Zeit des Einstiegs in den Energieversorger, trat vor einem Monat wegen der Affäre von seinem Posten als Landtagspräsident zurück.

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