Wegen des Kampfes gegen die Inflation:Chinas Wachstum bricht ein

Lesezeit: 1 min

Jahrelang gab es für Chinas Wirtschaft nur eine Richtung: nach oben. Doch die Schritte des Wirtschaftsriesen werden allmählich kleiner. Das Wachstum ist so gering wie seit zwei Jahren nicht mehr. Noch zerstreut die Regierung in Peking die Sorgen vor einem Abschwung. Experten jedoch sind skeptisch.

Chinas Wirtschaft ist im dritten Quartal so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr gewachsen. Der Zuwachs lag nach Angaben der chinesischen Regierung 9,1 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum - und damit unter den Erwartungen der Experten. Eine nachlassende Nachfrage aus dem Ausland bremste den Exportweltmeister ebenso wie höhere Zinsen, teilte das Statistikamt in Peking mit. Die Konjunktur kühlte sich damit bereits das dritte Quartal in Folge ab. Eine schwächeres Wachstum hatte es zuletzt im Frühjahr 2009 gegeben - damals schlug die weltweite Finanzkrise auf das Boomland durch.

Chinas Wirtschaft ist im dritten Quartal mit 9,1 Prozent so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr gewachsen. (Foto: dpa)

Von einem Abschwung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt will die chinesische Regierung nichts hören. "Auch wenn sich das Wachstum etwas verlangsamt hat, so ist es doch stabil", sagte ein Sprecher der Statistikbehörde. Trotz der Herausforderungen durch die weltweite Wirtschaftskrise und die eigenen Probleme seien die Aussichten gut, dass Chinas Wirtschaft ein stabiles und vergleichsweise schnelles Wachstum beibehalten könne.

Experten sind ganz anderer Meinung. Sie schließen ein Ende des Booms nicht mehr aus - die Volksrepublik sei schließlich nicht immun gegen die Schuldenkrise in Europa. Im September legten die Ausfuhren nach Europa nur noch halb so stark zu wie im August. "Die Gefahr einer deutlichen Abkühlung besteht weiterhin", sagte der Chefvolkswirt von Peking First Advisory, Dong Xian'An. Für das Jahresende erwartet er nur noch ein Plus von 8,6 Prozent.

Zu schaffen macht der Volksrepublik auch die hohe Inflation, die die Kaufkraft belastet und die Notenbank zu mehreren Zinserhöhungen zwang. Das verteuert Kredite für Konsum und Investitionen. Dennoch gehörten die Ausgaben der Unternehmen zu den Wachstumstreibern. Ihre Investitionen legten von Januar bis September um 24,9 Prozent zu.

Experten rechnen trotz der enttäuschenden Wachstumszahlen nicht mit einer Änderung der Geldpolitik. Dafür sprach sich auch das Statistikbüro aus. Im Kampf gegen die Inflation hatte China zuletzt die Leitzinsen und Mindestreserveanforderungen für Finanzinstitute in regelmäßigen Abständen angezogen. Die Teuerung lag im September auf Jahressicht bei 6,1 Prozent. Die Regierung in Peking peilt offiziell rund vier Prozent an.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/dapd/fo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: