Süddeutsche Zeitung

Wege aus der Schuldenkrise:Merkel und Hollande wollen "alles" für den Euro tun

Ihre Aussagen gleichen sich fast aufs Wort: Erst Zentralbankchef Draghi, jetzt Kanzlerin Merkel und der französische Präsident. Sie wollen "alles tun, um die Euro-Zone zu schützen". Die Märkte reagieren positiv.

Deutschland und Frankreich bekennen sich zum Euro: Nach einem Telefonat haben Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande bekräftigt, die Gefahren für die Euro-Zone mit vollem Einsatz abzuwehren. "Deutschland und Frankreich sind der Integrität der Euro-Zone zutiefst verpflichtet. Sie sind entschlossen, alles zu tun, um die Euro-Zone zu schützen", hieß es in einer am Freitag in Berlin verbreiteten Erklärung Merkels und Hollandes.

Alle Mitgliedstaaten und auch die europäischen Institutionen müssten dafür allerdings ihre Verpflichtungen einhalten. Die Kanzlerin hatte von ihrem Urlaubsort in Südtirol aus mit Hollande telefoniert.

Hollandes und Merkels Worte ähneln sehr der Aussage von Mario Draghi, dem Chef der Europäischen Zentralbank. Der hatte am Donnerstag betont, "alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten".

Auch wenn Kanzlerin und französischer Präsident bloße Bekenntnisse und keine konkreten Pläne lieferten (hier die wenigen Zeilen im Original), reagierten die Märkte positiv. Der Euro stieg auf ein Drei-Wochen-Hoch von 1,2343 Dollar.

Die französische Zeitung Le Monde hatte früher am Tage bereits skizziert, was die Politik zur Lösung der Euro-Krise offenbar diskutiert. Die Zeitung beruft sich auf mehrere anonyme Quellen. Ihnen zufolge könnten der Rettungsschirm EFSF und sein Nachfolger ESM den angeschlagenen Ländern Spanien und Italien beispringen, indem die Fonds direkt bei Auktionen von Kreditpapieren dieser Länder mitbieten würden. Das würde die enorme Zinslast für die Staaten senken. Dazu könnte die EZB auf dem Sekundärmarkt nervösen Händlern Anleihen abkaufen, um die Märkte zu beruhigen.

Le Monde zufolge soll außerdem diskutiert werden, ob die EZB die Euro-Rettungsschirme mit einer Banklizenz ausstattet. Die endlichen Mittel des EFSF und des ESM würden sich damit auf einen Schlag vervielfachen. Dieses Modell käme aber einem Tabubruch sehr nahe: der direkten Staatenrettung durch die EZB. Das ist aber ausdrücklich in den Europäischen Verträgen verboten. Zentralbanken sollen unabhängig von der Politik sein, um die Inflation gering zu halten.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldete zudem, dass Spanien bei Deutschland vorgefühlt habe, ob es ein viel größeres Rettungsprogramm als bisher bekommen könnte. Reuters zufolge war von 300 Milliarden Euro die Rede. Die spanische Regierung dementierte: Dies sei nie besprochen worden.

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