Klaus SchwabSchwere Vorwürfe gegen den Gründer des Weltwirtschaftsforums

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Der Deutsche Klaus Schwab ist der Gründer des Weltwirtschaftsforums.
Der Deutsche Klaus Schwab ist der Gründer des Weltwirtschaftsforums. (Foto: Michael Buholzer/KEYSTONE/dpa)

Klaus Schwab ist an Ostern überraschend schnell zurückgetreten. Jetzt gibt es Anschuldigungen, dass er und seine Frau Geld abgezweigt hätten. Das Forum kündigt eine Untersuchung an.

Von Caspar Busse, München

Die Verwunderung war groß über die Nachricht aus der Schweiz: Klaus Schwab, der Gründer des Weltwirtschaftsforums, hatte an Ostern still und leise seinen Rückzug bekannt gegeben. Selbst intern wurden viele von der Nachricht überrascht. Auch die Nachfolge des 87-Jährigen an der Spitze des Kuratoriums des World Economic Forum (WEF) hat Schwab nicht geregelt. Der Vizevorsitzende des Gremiums, Peter Brabeck-Letmathe, 80, der ehemalige Chef des Lebensmittelkonzerns Nestlé, übernahm die Leitung zunächst interimistisch, teilte das WEF mit. Eine endgültige Lösung für die Nachfolge gibt es offenbar nicht.

Jetzt kommen neue Einzelheiten zum plötzlichen Rückzug Schwabs an die Öffentlichkeit. Offenbar soll es einen anonymen Brief eines Whistleblowers an das Kuratorium mit heftigen Vorwürfen gegen Schwab und seine Ehefrau Hilde gegeben haben, der Brief sei in der vergangenen Woche eingegangen. Laut Wall Street Journal wird dem Paar vorgeworfen, Mittel des Forums für persönliche Zwecke verwendet zu haben. Angeblich soll Schwab unter anderem darauf gedrungen haben, dass Mitarbeiter für ihn „Tausende Dollar“ in bar abheben. Ehefrau Hilde habe aus Anlass von WEF-Treffen Luxusreisen über das Forum abgerechnet.

Am Ostersonntag soll das WEF-Kuratorium laut der US-Zeitung in einer dringlich einberufenen Sitzung beschlossen haben, vor dem Hintergrund der Anschuldigungen eine Untersuchung einzuleiten. Schwab sei daraufhin mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Der WEF-Gründer habe sich zuvor gegen eine Untersuchung ausgesprochen und die Vorwürfe zurückgewiesen. Er wolle zudem juristisch dagegen vorgehen, um seinen Ruf zu retten.

Das WEF teilte am Mittwoch dazu mit, dass das Kuratorium einstimmig die Einleitung einer unabhängigen Untersuchung durch externe Experten unterstütze. Die Entscheidung sei nach Beratungen mit externen Juristen getroffen worden. „Das Forum nimmt diese Vorwürfe ernst, betont jedoch, dass diese unbewiesen seien“, heißt es in einer Mitteilung. Man werde das Ergebnis der Untersuchung abwarten, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden. Das WEF bleibt seinen Grundsätzen „voll und ganz verpflichtet“ und stehe zu seiner Verantwortung, hieß es weiter.

Davos-Treffen
:Gründer des Weltwirtschaftsforums geht schnell und leise

Der Deutsche Klaus Schwab hat die Veranstaltung in Davos in mehr als 50 Jahren zu weltweitem Renommee gebracht. Sein Adressbuch gilt als legendär. Nun tritt er zurück – und viele sind überrascht.

SZ PlusVon Caspar Busse

Schwab, der aus Ravensburg stammt, hatte 1971 erstmals in Davos ein Management-Treffen mit damals 444 Teilnehmenden veranstaltet. Mit den Jahren wurde die Veranstaltung immer größer. Heute ist das Weltwirtschaftsforum eine der bekanntesten Politik- und Wirtschaftsveranstaltungen weltweit. Jedes Jahr im Januar treffen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft in Davos. Die Medienresonanz ist ziemlich groß, und mittendrin ist bislang immer Klaus Schwab gewesen.

Schwabs Nachfolger an der Spitze des Kuratoriums, Brabeck-Letmathe, steht nun vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss die Vorwürfe schnell und ohne Rücksicht klären lassen, um den Ruf des Weltwirtschaftsforums zu retten. Zudem muss er Schwabs Nachfolge organisieren. Pikant: Der Österreicher Brabeck-Letmathe gilt als enger Weggefährte von Klaus Schwab. Er führte von 1997 bis 2008 Nestlé, den weltweit größten Lebensmittelkonzern, bis 2017 war er dann Vorsitzender des Verwaltungsrats.  Damit verfügt er über große Erfahrung. Beim WEF ist er seit mehr als 25 Jahren aktiv.

Das WEF mit Hauptsitz in Genf ist als gemeinnützige Stiftung in der Schweiz anerkannt und mittlerweile eine florierende Firma, es gibt neben dem alljährlichen Treffen in Davos das ganze Jahr über Veranstaltungen rund um die Welt. Vor Monaten hatten bereits ehemalige Mitarbeitende Diskriminierungsvorwürfe gegen das WEF und Schwab selbst erhoben, auch damals hatte zuerst das Wall Street Journal berichtet.

Schwab, der zahlreiche Bücher geschrieben hat, ist schon länger nicht mehr im Tagesgeschäft aktiv. Präsident und Vorstandsvorsitzender des WEF ist seit 2017 Børge Brende, der ehemalige norwegische Außenminister. Im Vorstand sitzt zusätzlich zu einigen anderen Olivier M. Schwab, der Sohn von Klaus Schwab. Klaus Schwab fungierte zuletzt offiziell als Vorsitzender des Kuratoriums, war aber nach wie vor die prägende Gestalt und das Gesicht. Während der Treffen in Davos war er omnipräsent und moderierte noch Veranstaltungen. Als legendär gilt sein Adressbuch: Er hat Kontakt zu nahezu allen wichtigen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft.

Hinweis: Der ursprüngliche Artikel wurde um eine Stellungnahme  des WEF ergänzt.

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