EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hat seinen geplanten Wechsel ins Bundesarbeitsministerium verteidigt und Spekulationen über ein angebliches Zerwürfnis mit Notenbankpräsident Mario Draghi zurückgewiesen. Asmussen sagte der Süddeutschen Zeitung, sein Entschluss habe ausschließlich private Gründe.
"Der Dienstsitz Frankfurt und die häufigen Dienstreisen sind mit dem Familienwohnsitz Berlin und insbesondere meinen beiden sehr jungen Kindern auf Dauer nicht zu vereinbaren", betonte er. Dass es Spekulationen über andere Motive gebe, liege daran, "dass es immer noch als ungewöhnlich empfunden wird, sich als Mann für seine Familie zu entscheiden".
Asmussen wird unter der künftigen Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) als beamteter Staatssekretär arbeiten. Er übernimmt damit eine Position, die er vor seinem Wechsel zur Europäischen Zentralbank (EZB) schon einmal im Finanzministerium innegehabt hatte. Seine Entscheidung hatte auch deshalb für Aufsehen gesorgt, weil er nach Jürgen Stark und Axel Weber bereits der dritte deutsche Vertreter ist, der vorzeitig aus dem EZB-Rat ausscheidet.
Kritiker hatten Asmussen deshalb vorgeworfen, die Position Deutschlands in der Notenbank weiter zu schwächen. Auch wurde spekuliert, er habe sich aus Frust darüber zurückgezogen, dass er sich mit seinen Positionen EZB-intern wiederholt nicht habe durchsetzen können.
In aller Freund- und Nachbarschaft
Asmussen selbst betonte, die Bundesrepublik werde als stärkste Volkswirtschaft der Eurozone ihren Einfluss in der Europäischen Zentralbank auch künftig geltend machen können. "Im Übrigen war und ist der EZB-Präsident zu jedem Zeitpunkt über mein Vorgehen informiert gewesen, ebenso die Spitzen der SPD und der Bundesregierung. Mario Draghi und ich bleiben uns freundschaftlich verbunden", sagte er.
Der 47-Jährige kennt seine künftige Dienstherrin Nahles nach eigenem Bekunden schon lange. "Wir haben sogar einige Jahre in der gleichen Straße in Berlin gewohnt und dort dasselbe Restaurant besucht", erklärte er. Nahles habe ihn vergangenen Donnerstag angerufen, als er dienstlich in Belgrad gewesen sei und ihm persönlich das Angebot gemacht, Staatssekretär zu werden. "Ich habe dieses Angebot gerne angenommen", sagte Asmussen.
Das ganze Interview mit Jörg Asmussen lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung .