Wasserverschwendung:Zu viel versickert
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Eine Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und die Zahl steigt. Eine globale Lösung zum Umgang mit dem lebensnotwendigen Nass ist überfällig.
Schon die Bewohner des alten Roms waren große Wasserverschwender. Bis zu 450 Liter Wasser verbrauchte ein Einwohner pro Tag. Im Vergleich dazu erscheinen die Deutschen, zumindest auf den ersten Blick, geradezu sparsam. Sie kommen heute mit 124 Liter Leitungswasser pro Tag aus.
Die Römer konnten sich diesen Luxus nur leisten, weil sie über das modernste Leitungsnetz der damals bekannten Welt verfügten. Elf Aquädukte versorgten Rom vor 2000 Jahren mit Frischwasser. Eine technische Meisterleistung, denn das Wasser musste teilweise über mehr als hundert Kilometer in die Hauptstadt des Imperiums geleitet werden.
Ohne die ständige Zufuhr von Süßwasser wäre das alte Rom nicht lebensfähig gewesen. Dies gilt auch für die Metropolen der Neuzeit. Wasser ist knapp - ein Problem, das sich erheblich verschärfen wird.
Schlecht genutzt und verschmutzt
Eine Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und die Zahl steigt. Trotzdem werden jedes Jahr unglaubliche Mengen an Wasser verschwendet. Es versickert schlecht genutzt auf Ackerböden oder wird durch Verschmutzung unbrauchbar.
In dieser Woche diskutieren Experten beim Weltwasserforum in Stockholm darüber, wie sich diese Probleme lösen ließen.
Aus dem Weltall betrachtet, scheint der Wasservorrat der Erde unerschöpflich. 70 Prozent ihrer Oberfläche sind mit Wasser bedeckt. Doch nur drei Prozent der Vorräte bestehen aus Süßwasser, und davon ist die Hälfe im Eis der Polkappen gebunden.
Es drohen Völkerwanderungen und sogar Kriege
Ein Reservoir, das mit dem Klimawandel bei steigenden Temperaturen schmilzt und im Salzwasser der Weltmeere verloren geht. Die wachsende Weltbevölkerung mit Wasser zu versorgen, ist eine der größten Herausforderungen überhaupt. Gelingt es nicht, sie zu bewältigen, drohen Unruhen, Völkerwanderungen und sogar Kriege.
Für viele Menschen hierzulande scheinen solche Probleme in weiter Ferne zu liegen. Erst recht, wenn ein verregneter Sommer bei den Daheimgebliebenen den Eindruck hinterlässt, dass Wasser mehr lästiges Übel denn ersehnter Lebensspender ist. Ohnehin geben sich die Deutschen große Mühe, sparsam mit der Ressource umzugehen. Seit Jahren sinkt der Verbrauch in den privaten Haushalten.
Trotzdem gehört Deutschland zu den größten Wasserverschwendern weltweit. Täglich benötigt jeder Bürger ein Vielfaches von dem, was er an Wasser zum Duschen, Zähneputzen oder Spaghettikochen braucht.
Eine Tasse Kaffee schlägt sich in der täglichen Wasserbilanz mit 140 Litern nieder. Mit einem Pfund saftigem Rindersteak kommen noch einmal 8000 Liter dazu. Das ist jene Menge an Wasser, die benötigt wird, um diese Nahrungsmittel zu produzieren, sei es in Deutschland oder irgendwo sonst auf der Welt.
Auf lange Sicht unhaltbar
So gerechnet, kommt jeder Deutsche auf eine tägliche Ration von gut 5000 Litern. Ein Bedarf, der zur Hälfte im Ausland entsteht, häufig in Ländern, die unter Wassermangel leiden.
Auf lange Sicht ist ein solcher Zustand unhaltbar. Wassernot ist nicht nur ein Problem vieler Entwicklungsländer, sondern betrifft im Zuge des Klimawandels mehr und mehr auch die Industrienationen, wie das Beispiel Australien zeigt.
Wassermangel ist ein globales Problem, das auch einer globalen Lösung bedarf. Dafür müsste sich die Staatengemeinschaft jedoch auf Regeln für ein internationales Wassermanagement festlegen, das die Ressource ohne Ansehen von Landesgrenzen möglichst schonend nutzt.
Fehlsteuerung in der EU
Dies stellt auch die Landwirtschaft in Frage, wie sie heute betrieben wird. So kann es nicht angehen, dass ein Land wie Spanien, das selbst unter extremer Trockenheit leidet, ganz Europa mit Obst und Gemüse versorgt, während im wasserreichen Norden die Hälfte dessen, was auf den Feldern wächst, im Futtertrog oder Autotank landet. Eine Fehlsteuerung, die von der EU mit Millionensubventionen gefördert wird.
Der eigentliche Skandal ist aber, dass ein internationales Abkommen über den Umgang mit Wasser nicht einmal ansatzweise in Sicht ist. Dabei steuert die Weltbevölkerung ungebremst auf eine Krise zu, die sich mit etwas gutem Willen und Weitsicht zum jetzigen Zeitpunkt möglicherweise noch aufhalten ließe.