Was kommt:In Paris

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(Foto: Charles Platiau/Reuters)

Es ist die wichtigste Konferenz des Jahres: In Paris geht es ab Montag um das Weltklima. Der kommentierte Blick in die neue Woche.

Von Ulrich Schäfer

Es ist die wichtigste Konferenz des Jahres: Von Montag an findet in Paris die Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen statt. 150 Staats- und Regierungschefs kommen in die französische Hauptstadt, nicht alle werden die ganze Zeit bleiben - aber sie werden den Gipfel prägen. Denn zwei Wochen nach den Anschlägen ist die Angst vor weiteren Attacken groß. Die Sicherheit der Konferenz ist ein ernstes Thema, aber auch die Sicherheit der Welt: Es wird in Paris nicht bloß um die Reduktion von Treibhausgasen gehen, sondern am Rande auch darum, wie man die Terrormiliz IS bekämpft. Die Konferenz darf also nicht scheitern: weder beim CO₂ noch beim Kampf gegen Dschihadisten.

Die Frage, wie wir künftig leben, wird am Montag auf andere Weise auch in Deutschland verhandelt: Das Institut der deutschen Wirtschaft stellt seine Studie "Der Wohnungsmarkt 2030 - Wie und wo die Generation 65+ leben wird" vor. Das Timing passt, denn am selben Tag findet die Hauptversammlung von Vonovia statt, dem mit 370 000 Einheiten größten Wohnungskonzern der Republik. Dieser will die Nummer zwei, die Deutsche Wohnen, übernehmen. Die Aktionäre sollen dafür das nötige Kapital bereitstellen. Doch ob das reicht? Denn die Deutsche Wohnen holt zum Gegenschlag aus: Sie will 14 000 neue Wohnungen erwerben, um ihren Wert nach oben zu treiben. "Giftpille" nennt man Maßnahmen, mit denen man versucht, eine feindliche Übernahme abzuwenden. Doch gegen viel Gift hilft ein Gegengift: sehr viel Geld.

Carsten Spohr weiß morgens oft nicht, welche Gewerkschaft nachmittags wieder zum Arbeitskampf aufruft. Der Lufthansa-Chef hat es mit der Piloten-Vereinigung Cockpit, der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zu tun. Meist getrennt. Am Mittwoch sitzt Spohr nun mit allen dreien zugleich am Tisch, so der Plan. Job-Gipfel nennt sich das, es geht um die Zukunft der Arbeitsplätze bei der Lufthansa. Ob's für Spohr leichter ist, wenn er mit alle dreien auf einmal verhandelt, wird man sehen: Ein wenig wirkt es wie ein Spiel, bei dem der FC Bayern gegen Dortmund, Manchester United und Barcelona antritt.

VW und die Folgen: Darum geht es am Mittwoch, wenn das Kraftfahrt-Bundesamt die Zahl der Neuzulassungen für November bekannt gibt. Bislang hieß es: Die Deutschen kaufen trotz der Abgasaffäre weiter Diesel. Aber je länger sich die Affäre hinzieht, um so wichtiger dürfte für die deutschen Autokäufer bei der Entscheidung, welchen Wagen sie erwerben, ein Satz von Helmut Kohl sein: "Entscheidend ist, was hinten rauskommt."

Locker bleiben: Einem Italiener wie Mario Draghi fällt das nicht schwer. Er wird wegen seiner Geldpolitik immer wieder angefeindet, auch verklagt, aber die Europäische Zentralbank macht weiter. Am Donnerstag tagt der EZB-Rat und wird die Schleusen weiter öffnen. Draghi wirkt immer mehr wie ein verzweifelter Gärtner, der schon alles unter Wasser gesetzt hat, aber die Beregnungsanlage trotzdem weiter aufdreht - damit die Blumen endlich wachsen.

Was noch? Diese Woche wurde Helmut Schmidt beerdigt. Von ihm bleiben viele schöne Zitate zur Wirtschaft in Erinnerung. Besonders schön ist dieses: "Unternehmer wird man nicht in fünfzig oder fünfhundert Wochen. Um Unternehmer zu werden, braucht es eine Nacht, neun Monate und vierzig bis fünfzig Jahre Erfahrung."

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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