Was kommt:Autos, Gift und Technik

Ferdinand Dudenhöffer

Ferdinand Dudenhöffer, Verkehrswissenschaftler und Volkswirt an der Universität Duisburg-Essen, steht diesmal im Blickpunkt des Mittwochsporträts.

(Foto: Bernd Thissen/picture alliance)

Wer die Branche kennt, kennt Dudenhöffer: das Mittwochsporträt. Bayer lädt Aktionäre ein. Im Essay geht es um den Fortschritt.

Von Bastian Brinkmann

Dieselskandal, ADAC-Krise, E-Mobilität: Es gibt kein Thema aus der Automobilwirtschaft, zu dem er sich nicht öffentlich und nicht selten sehr drastisch zu Wort meldet. Viele hängen dann an seinen Lippen, andere nervt er einfach. Die Rede ist von Ferdinand Dudenhöffer , Verkehrswissenschaftler und Volkswirt an der Universität Duisburg-Essen. Uwe Ritzer, der ihn für ein Mittwochsporträt getroffen hat, erlebte einen Experten, der trotz aller Anfeindungen, es mit der Besserwisserei und Motzerei schon lange arg zu übertreiben, mit sich im Reinen ist. Und der trotz des Rentenalters nicht aufhören kann und will.

Am Donnerstag veröffentlicht der Finanzdienstleister Wirecard die Jahreszahlen für 2018. Der Dax-Konzern lässt sich von Analysten und Journalisten zu den Geschäftsdaten befragen. Und Fragen wird es einige geben, nachdem Wirecard Unregelmäßigkeiten im Asiengeschäft zugegeben hat. Sind diese Vorfälle nur die Symptome eines zu schnellen, unbeherrschten Wachstums, oder geht es um mehr? Die Unregelmäßigkeiten haben zwar laut Unternehmen keine wesentlichen Auswirkungen auf den Konzernabschluss. Die Veröffentlichung der Zahlen hat die Firma dann aber doch um drei Wochen nach hinten verschoben, eben auf diese Woche.

Wahrscheinlich ist der Job von Werner Baumann immer anstrengend, aber diesen Freitag wird er besonders anstrengend. Baumann ist Vorstandsvorsitzender von Bayer, und am Freitag kommen die Aktionäre des Konzerns zur Hauptversammlung zusammen. Und es werden auch Gäste kommen, die nicht eingeladen sind: Vor dem World Conference Center in Bonn werden sich Demonstranten positionieren. Bayer hat den US-Konkurrenten Monsanto gekauft und sich damit Ärger von zwei Seiten eingehandelt: Aktivisten halten das Geschäft von Monsanto für umweltschädlich; aber auch die Aktionäre sind enttäuscht. Der Kurs von Bayer hat seit der Übernahme enorm gelitten. Der Dax-Konzern ist an der Börse mittlerweile weniger wert, als die Übernahme Monsantos überhaupt gekostet hat. So haben sich das die Eigentümer sicherlich nicht vorgestellt - und das werden sie Bayer-Chef Baumann in der Hauptversammlung auch stundenlang deutlich machen.

Zum ersten Mal seit 25 Jahren beantworten mehr Deutsche die Frage "Glauben Sie an den Fortschritt und dass die Menschheit einer immer besseren Zukunft entgegengeht?" mit Nein statt mit Ja. Die Zukunftsoptimisten lagen in dieser Allensbach-Umfrage lange vorne, nun geraten die Dinge ins Rutschen: Für viele Menschen nimmt die Zukunft gerade zu viel Fahrt auf. Im Samstagsessay beschäftigt sich Valentin Dornis damit, wie dem zu begegnen ist; denn Stoppen wird der Fortschritt ja nicht, im Gegenteil: Der Staat wird künftig immer mehr Entscheidungen durch Algorithmen treffen. Sie werden im Jobcenter, im Sozialreferat, im Finanzamt zum Einsatz kommen. Das wird das Verhältnis von Bürgern zum Staat auf Jahrzehnte prägen. Deshalb müssen wir jetzt Regeln festlegen, wie wir als Gesellschaft solche Algorithmen entwickeln, einsetzen und überprüfen wollen. Auch daran wird sich künftig das Verhältnis von Staat und Bürgern entscheiden, denn es geht dabei um Transparenz und Vertrauen.

Und sonst? Frühling! Machen wir was draus.

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