Süddeutsche Zeitung

Warren Buffett:Bankenliebe aus Nebraska

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Der Star-Investor Warren Buffett setzt neuerdings auf Banken - und beweist damit Optimismus.

Von Sven Lüüs, München

Warren Buffett hatte im vergangenen Jahr Schwierigkeiten, die nicht viele beim Einkaufen kennen dürften: Er hatte zu viel Geld. Die Aktien am Markt entsprachen nicht dem von ihm bevorzugten Preis-Leistungs-Verhältnis, und deswegen kaufte er sie nicht. 100 Milliarden Dollar sollen sich so bei seiner Holding Berkshire Hathaway angestaut haben, mit der Buffett Aktien kauft und verkauft.

Überhaupt hat der Investor in den vergangenen beiden Jahren für seine Verhältnisse eher wenig investiert. Aber im vorigen Quartal, also zwischen Anfang Juli und Ende September, hat er wieder zugeschlagen: Er stieg mit ungefähr vier Milliarden Dollar bei der US-Bank JP Morgan und mit mehr als 800 Millionen Dollar bei dem Finanzdienstleister PNC ein. Seine Beteiligungen an der Bank of America und Goldman Sachs stockte er außerdem auf. Was Buffetts Holding kauft und verkauft, teilt diese nach jedem Quartal der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC mit.

Den Aktienanalysten Ali Masarwah überraschte der Bericht über das vergangene Quartal, denn er hatte erwartet, dass Warren Buffett mehr Geld in Apple-Aktien gepumpt hätte. Dass sich der 88-Jährige eher für Finanzdienstleister und Banken entschieden hat, kann der Analyst aber auch nachvollziehen: Die Wirtschaft boomt, die Zinsen steigen und somit fließe das Geld zu den Banken. Und das mache diese als Anlage attraktiv. Sollte es in den USA aber zu einer Rezession kommen, sind Banken nicht mehr so eine gute Anlage. Buffett wettet also auf eine gute Konjunktur in den USA, und sein Optimismus könnte auch andere Anleger beruhigen.

Im vergangenen Quartal ist Buffett auch für zwei Milliarden Dollar bei dem Soft- und Hardwarehersteller Oracle und mit 460 Millionen Dollar bei dem Versicherungsunternehmen Travelers eingestiegen. Diese Unternehmen schätzt Buffett als besonders wettbewerbsfähig ein, vermutet Masarwah.

Buffett gilt als Legende der Geldanlage: Seine Einschätzungen sind vielen eine Kaufempfehlung. In sozialen Netzwerken verbreiten sich unter Anlegern Buffett-Zitate als Lebensregeln. Auch Masarwah spricht von "Buffett-Jüngern": Um Warren Buffett zu treffen, würden "Pilgerscharen" nach Nebraska kommen. Es gäbe sicherlich auch einige Fans, die sich das Warren-Buffett-Portfolio nachbilden würden. Aber sind es dann nicht einfach die Fans des Star-Anlegers, welche durch ihr "Nachkaufen" die von ihm gekauften Aktien in die Höhe treiben? Kurzfristig könne der Aktienkurs durch deren Käufe angeheizt werden, sagt Masarwah. Langfristig komme es für den Erfolg eines Unternehmen aber auf andere Faktoren an. Vor allem in Krisen könne der Einstieg Buffetts jedoch helfen, Vertrauen zurück zu gewinnen.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2018
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