Warenhauskette:Wie die neuen Eigentümer in Kaufhof investieren wollen

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Einige Kaufhof-Filialen sollen nun deutlich aufgefrischt werden. (Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg)
  • Ende September hatte die Hudson's Bay Company (HBC) Kaufhof übernommen.
  • Jerry Storch, der Chef der Kaufhauskette will nun wesentlich mehr, vielleicht doppelt so viel Geld investieren wie der deutsche Vorbesitzer.

Von Michael Kläsgen, Berlin

Man traut seinen Ohren kaum. Das Wort Optimismus in Zusammenhang mit Kaufhäusern zu verwenden, das ging in Deutschland seit mindestens 20 Jahren nicht mehr. Jetzt, mit dem wachsenden Online-Handel, gilt die alte Idee des Warenhauses, das alles bietet, als völlig überholt. Für untergegangene Handelsketten lassen sich viele Beispiele finden: Hertie, Quelle, Neckermann - alle dahingerafft. Karstadt auf dem Weg aus der Intensivstation. Und jetzt kommen diese Kanadier und verbreiten Aufbruchsstimmung.

Ende September hatte die Hudson's Bay Company (HBC) Kaufhof übernommen. Jetzt sagt Jerry Storch, der Chef der Kaufhauskette, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, was die Kanadier vorhaben. Sie wollen wesentlich mehr, vielleicht doppelt so viel Geld investieren wie der deutsche Vorbesitzer, die Metro Group. Von 300 Millionen Euro ist die Rede. Storch nennt keine Zahl, sie sei aber "signifikant". Vieles davon gehe in den Online-Handel, aber das meiste in den Umbau der Kaufhäuser zunächst in den Großstädten. Personal will HBC nicht abbauen, sondern einstellen. Der Wandel werde dramatisch. Aber kann das alles funktionieren?

Storch, ein kleiner, dynamischer Mann, dessen Familie ursprünglich aus Österreich stammt, versprüht Energie. Er wünscht sich, dass Kaufhof in den kommenden fünf Jahren um 25 Prozent wächst. 25 Prozent! Das sei kein Ziel, wie Storch betont, sondern basiere auf der Erfahrung. "In den vergangenen Jahren ist HBC so stark in Kanada gewachsen. Warum sollte das nicht auch in der Zukunft möglich sein?", fragt er rhetorisch. Deutschland ist jetzt der zweitgrößte Markt für die Kanadier. Nur: Hierzulande ging es mit dem Umsatz in den vergangenen Jahren eher zurück. Was soll die Trendwende bringen?

Mehr Schuhe

"Mehr Schuhe, mehr Handtaschen, mehr Kosmetika", resümiert Storch. Und dazu viel mehr Service. Die Kunden sollen nicht mehr selber die Schuhkartons aus den Stapeln ziehen. Bald wird da eine Verkäuferin stehen und beraten, nach alternativen Modellen suchen und den Schuhlöffel reichen. Gab's das nicht schon mal? Die Kanadier glauben daran. Die trostlose Selbstbedienung und zweckorientierte Nüchternheit soll ein Ende haben. Der Kunde soll sich auf einen bequemen Sessel setzen und sich wohl fühlen dürfen.

HBC will nach dem Weihnachtsgeschäft mit den Umbauarbeiten beginnen, Abteilung nach Abteilung, ohne den Verkauf zu beeinträchtigen. Licht, Präsentation, Boden, Decken, alles wird nach Storchs Vorstellung heller, frischer, freundlicher und zeitgemäßer. "Die großen Kaufhäuser etwa in München, Düsseldorf, Köln, Hamburg, Frankfurt, Hannover oder am Berliner Alexanderplatz werden Weltklasse werden", prophezeit der frühere Toys'R'Us und Target-Manager. Das Kaufhaus von Hudson's Bay in Toronto dient dabei als Blaupause.

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Hudson's Bay in Toronto ist das älteste und größte Kaufhaus Kanadas. Storch sieht viele Potenziale. "Wir können viel von Galeria Kaufhof lernen", sagt er. Kaufhof sei besser bei Damen-Unterwäsche. Hudson's Bay könnte dank Kaufhof etwas mehr sexy werden. Aber Storch findet auch den hohen Anteil von 20 Prozent bei Eigenmarken wie Manguun bemerkenswert oder das Bonusprogramm Payback. Hudson's Bay setzt dagegen mehr auf Marken-Bekleidung, auf Fashion. In Deutschland wird davon einiges zu sehen sein.

"Wir wollen aus Kaufhof kein Saks 5th Avenue machen"

"Viele Marken bei Kaufhof werden die gleichen bleiben", sagt Storch. "Aber wir werden auch einige angesagte amerikanische und internationale Marken einführen. Das wird für unsere Kunden in Deutschland sehr aufregend werden." Um welche Marken es dabei geht, ist ein delikates Thema. Storch verrät es nicht. Aber natürlich sind die Eigenmarken von HBC dabei. 2013 kauften die Kanadier das US-Luxuskaufhaus Saks 5th Avenue. Highend und Glamour ist da die Zielmarke. Passt nicht zu den Kaufhof-Kundinnen, findet Storch. "Wir wollen aus Kaufhof kein Saks 5th Avenue machen", sagt er, "aber ein bisschen davon auch in Deutschland einführen. Wir brauchen ein bisschen Premium. Denn das ist der Fun."

Der Outlet-Ableger des Kaufhauses, Saks off 5th, kommt hingegen mit Sicherheit. "Wir wollen Saks off 5th in Deutschland einführen", kündigt Storch an. Anfang 2017 soll es soweit sein. HBC will bei der Einführung alles richtig machen und bloß nichts überstürzen. Wie und wo die Designer-Klamotten aus abgelaufenen Kollektionen ihren Platz finden, ist derzeit eine heikle interne Diskussion. In Amerika braucht Saks off 5th an die 3000 Quadratmeter Fläche. Man könnte die Linie auf einer Kaufhof-Etage präsentieren. Die Mitarbeiter in den 103 übernommenen Kaufhof-Filialen sind deswegen beunruhigt. Storch aber ist auch da sehr zuversichtlich. "Ich glaube fest daran, dass wir die Mitarbeiterzahl eher erhöhen werden. Die Einführung von Saks off 5th wird dazu führen, dass wir neue Mitarbeiter brauchen. Denn wir wollen wachsen, nicht nur so weitermachen wie bisher."

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HBC will neue Kunden zu Kaufhof ziehen. "Wir müssen definitiv auch jüngere Zielgruppen erreichen, ohne dabei unsere traditionellen Kunden zu vernachlässigen. Das ist die zentrale Herausforderung." Konkurrent Karstadt hatte in Düsseldorf trendige Mode für junge Frauen eingeführt, war damit aber gescheitert. Die Kanadier wissen das und wollen es besser machen. Deswegen gehen sie mit Bedacht vor. Schließlich wollen sie "für immer" in Deutschland bleiben.

Auch HBC wurde in Kanada schon totgesagt, tröstet Storch. Dort habe es ebenso geheißen, Geschäfte in der Innenstadt hätten keine Chance mehr. Heute kann er über den Abgesang nur lachen. "Die Verbraucher wollen keine schlechten Geschäfte, aber gute", sagt Storch. Die Hudson's Bay Company hätten zuletzt das beste Einzelhandelsergebnis weltweit erzielt. Warum sollte man da nicht ein bisschen optimistisch sein?

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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