Warenhaus-Konzern:Karstadt-Chefin Sjöstedt wirft hin

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Eva-Lotta Sjöstedt: Nach wenigen Monaten räumt die Schwedin ihren Posten als CEO bei Karstadt. (Foto: Stephan Pick/dpa)

Erst vor wenigen Monaten hatte Eva-Lotta Sjöstedt den Geschäftsführer-Posten bei Karstadt übernommen. Nun verlässt die Schwedin den angeschlagenen Warenhaus-Konzern schon wieder. Als Grund nennt sie fehlende Unterstützung der Eigentümer.

  • Die Schwedin Eva-Lotta Sjöstedt schmeißt ihren Posten als Karstadt-Geschäftsführerin hin.
  • Erst im Februar hatte sie den Job bei der angeschlagenen Warenhaus-Kette übernommen.
  • Als Grund nennt Sjöstedt fehlenden Rückhalt der Eigentümer für ihr Sanierungskonzept.

Fehlende Unterstützung von Eigentümer Berggruen

Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt verlässt nach weniger als fünf Monaten an der Konzernspitze das angeschlagene Warenhausunternehmen. In einer von Karstadt veröffentlichten Erklärung betont die Schwedin, sie sehe keine Basis mehr für den vor ihr angestrebten Sanierungsprozess.

Sjöstedt betonte, sie habe die schwierige Aufgabe bei dem Essener Konzern auch deshalb übernommen, weil ihr der Eigentümer des Unternehmens, Nicolas Berggruen, die volle Unterstützung für ihre Strategie und ihre Investitionspläne für die 83 Warenhäuser zugesagt habe. "Nach eingehender Prüfung, den Erfahrungen der letzten Monate und in genauer Kenntnis der wirtschaftlichen Rahmendaten muss ich jedoch nun feststellen, dass die Voraussetzungen für den von mir angestrebten Weg nicht mehr gegeben sind", erklärte die Managerin. Sie habe deshalb ihren Posten zum 7. Juli niedergelegt.

Das Unternehmen bedauerte die Entscheidung von Sjöstedt. Finanzvorstand Miguel Müllenbach und Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz sollen das Unternehmen nun weiterführen. Ziel sei es, "die Sanierung von Karstadt entschlossen und unverzüglich anzugehen", sagte Aufsichtsratschef Stephan Fanderl. "In der gegenwärtigen Situation dürfen wir uns durch personelle Veränderungen nicht bremsen lassen."

Vielversprechender Start der Ikea-Managerin

Vor ihrem Wechsel zu Karstadt war Sjöstedt in verschiedenen Leitungspositionen bei Ikea tätig*. Sjöstedt startete offiziell am 24. Februar 2014, nachdem die Personalie im Dezember 2013 öffentlich gemacht worden war. Die Managerin bringe "viel Kompetenz für den zukünftigen Weg von Karstadt" mit, hatte damals der Aufsichtsrat erklärt. Sjöstedt ihrerseits hatte versprochen, den "Einheitsbrei im Einzelhandel" aufzubrechen. Filialen sollten mehr Eigenverantwortung und weniger Vorgaben bekommen und so auch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen dürfen.

Die Managerin sei vor allem bei den Mitarbeitern gut angekommen, wie der Betriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt zu ihrem Antritt sagte: "Sie ist sehr natürlich, geht auf die Menschen zu und kommt bei den Mitarbeitern gut an. Das macht sie wunderbar. Sie hat das Vertrauen der Mitarbeiter und das ist wichtig in schwierigen Zeiten."

Schon vor ihrem offiziellen Start als Geschäftsführerin hatte Sjöstedt in 47 Filialen selbst an der Kasse gestanden, mit den Mitarbeitern gesprochen und Kunden bedient, um sich aus erster Hand ein Bild von der Lage im Konzern zu machen. Ihre ersten Sofortmaßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beruhten ganz wesentlich auf den damals gemachten Erfahrungen, schrieb sie kürzlich in einem Brief an die Mitarbeiter.

Erste positive Meldungen und große Altlasten

Im April dann hatte die neue Chefin noch eine erste positive Meldung verkündet. In den ersten sechs Monaten des seit Oktober laufenden Geschäftsjahrs seien bereits 28 Millionen Euro an "Einsparungen und Ertragsverbesserungen" verzeichnet worden, hatte Sjöstedt in einem Brief an die Mitarbeiter mitgeteilt. Für das gesamte Geschäftsjahr gebe es kurzfristige Einsparmöglichkeiten von 30 bis 40 Millionen Euro.

Doch Sjöstedt hatte ein schweres Erbe übernommen - neben Verlusten und Umsatzrückgängen macht Karstadt auch ein Dauerstreit mit der Gewerkschaft Verdi um einen vorübergehenden Ausstieg aus der Tarifbindung zu schaffen. Medienberichten zufolge kämpft das Unternehmen weiter mit Umsatzrückgängen. Auch die Ergebnisentwicklung soll unter den Planungen liegen. Karstadt selbst veröffentlicht keine Zahlen zur aktuellen Geschäftslage.

Vier Jahre nach der Insolvenz von Arcandor - ehemals KarstadtQuelle - und drei Jahre nach der Übernahme durch den Investor Berggruen ist mit dem Rücktritt von Sjöstedt nun erneut offen, wie es bei der Warenhauskette und ihren 17 000 Mitarbeitern weitergeht.

Sorge bei Betriebsrat und Verdi

Der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt zeigte sich schockiert vom Abgang der Managerin. "Das ist keine gute Nachricht für die Beschäftigten und das Unternehmen", sagte er. Sjöstedts Äußerungen legten nahe, dass Eigentümer Berggruen sie nicht genügend bei ihren Plänen unterstützt habe. Er forderte von der Geschäftsführung rasche Informationen über die Hintergründe des Rücktritts.

Stefanie Nutzenberger vom Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert: "Was die Beschäftigten von Karstadt nun dringender denn je brauchen, ist Klarheit und Transparenz darüber, wie es nun mit Karstadt weitergehen soll. Investitionen sind dringend nötig, um Karstadt zukunftssicher zu machen." Die Eigentümer von Karstadt müssten endlich ihre Pläne für die Zukunft von Karstadt auf den Tisch legen."

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es über Sjöstedt: "Parallel zu ihrem CEO-Posten bei Karstadt blieb sie für den schwedischen Möbelkonzern als stellvertretende Vertriebsmanagerin aktiv." Das stimmt nicht.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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