Die Sache ist offenbar durch: Nicolas Berggruen und Rene Benko werden nach Angaben aus Verhandlungskreisen an diesem Freitag verkünden, dass der Warenhaus-Konzern Karstadt den Besitzer wechselt. Berggruen, der deutsch-amerikanische Investor und Kunstsammler, verabschiedet sich damit nach nur vier Jahren - und Benko, der österreichische Immobilienunternehmer, steigt ein. Der Deal werde am Freitagvormittag bekannt gegeben, erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Donnerstagabend von zwei mit der Sache vertrauten Personen. So sei es zwischen den beteiligten Parteien vereinbart.
Damit geht, wenn es tatsächlich so kommt, der Verkauf der Warenhauskette noch schneller über die Bühne als gedacht. Am Mittwoch hatte sich Benko erstmals öffentlich dazu geäußert und erklärt, Berggruen habe ihn um Hilfe gerufen. So zitierte ihn jedenfalls das österreichische Magazin Format.
Benko hatte anschließend allerdings dementieren lassen, dass er dies gesagt habe. Auch eine Übernahme stünde nicht unmittelbar bevor. An anderer Stelle hieß es dagegen bereits am Mittwoch, noch im August könne es zu einem Deal kommen. Offenkundig könnte es jetzt aber doch noch sehr viel schneller gehen - falls nicht eine er beiden Seiten doch noch in letzter Minute einen Rückzieher macht.
Benko gehören bereits jetzt 75 Prozent der Anteile an zwei Sparten von Karstadt: den Sporthäusern und der Premiumsparte, zu der die Luxushäuser Oberpollinger (München), Alsterhaus (Hamburg) und KadeWe (Berlin) zählen. 25 Prozent dieser beiden Sparten gehörten Berggruen.
Berggruen hat die großen Hoffnungen enttäuscht
Nun aber wird Berggruen komplett aussteigen - und zwar nicht nur bei den Sport- und Premiumhäuser. Er verkauft auch das Kerngeschäft von Karstadt an Benko: die 83 klassischen Warenhäuser. Damit wechselt das Unternehmen innerhalb von vier Jahren zum zweiten Mal den Besitzer.
Berggruen, der Sohn des verstorbenen Kunsthändlers und Mäzens Heinz Berggruen, war im Herbst 2010 bei Karstadt eingestiegen. Sein Einstieg war mit großen Hoffnungen verbunden - sowohl bei den Mitarbeitern, als auch bei der Politik. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen sprach seinerzeit von einem "Tag der Freude".
Berggruen hat es jedoch versäumt, seither in das Geschäft von Karstadt zu investieren. Er verwies stets darauf, Karstadt müsse die Sanierung seines Geschäfts aus eigener Kraft schaffen. Selber schoß er kein Geld zu - obwohl er Karstadt seinerzeit für nur einen einzigen Euro bekommen hatte. Schlimmer noch: Berggruen zog selber noch Geld aus Karstadt ab, er besaß die Lizenzrechte an dem Namen und ließ sich dies jedes Jahr mit Millionen bezahlen.
Der 37-jährige Benko gilt als smart und clever
Benko stieg im vorigen Herbst bei Karstadt als Miteigentümer ein. Der 37-jährige Tiroler gilt als smart und clever, er hat sich in kurzer Zeit ein Immobilienimperium zusammengekauft. Dazu zählen mittlerweile auch eine Vielzahl von Häusern, in denen Karstadt als Mieter seine Geschäfte betreibt. In Münchner übernahm er erst im vorigen Jahr vom bayerischen Staat die Alte Akademie, eine weitläufige Immobile an der Neuhauser Straße, der teuersten Einkaufsstraße der Stadt. Er will sie zu einem edlen Shopping-Zentrum umbauen.
Benko Holding Signa kann dabei auf die Unterstützung eines Netzwerkes aus Wirtschaft und Politik setzen. So gehören dem Beirat seiner Signa-Holding unter anderem der ehemalige österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und der Münchner Unternehmensberater Roland Berger an.