Wahlkampfspenden in den USA:Deutsche Unternehmen setzen auf Mitt Romney

Die deutsche Wirtschaft wechselt im US-Wahlkampf die Seiten. Stand sie vor vier Jahren noch uneingeschränkt hinter Barack Obama, so zeigt sie sich jetzt gespalten. Vor allem der Finanzsektor unterstützt den Republikaner Mitt Romney mit Wahlkampfspenden - offenbar in der Hoffnung auf laxe Regularien.

Barack Obama gewinnt die Wahl zum US-Präsidenten: Darin sind sich die meisten Kommentatoren und Politologen einig. Es wird zwar enger als noch vor Monaten gedacht. Doch Obama wird wie schon 2008 als Sieger aus den Wahlen hervorgehen. Auch die Quoten der Wettanbieter scheinen da keinen Zweifel aufkommen zu lassen. Die Firma Intrade, die eine Plattform für Politprognosen betreibt, rechnet ihm eine 60-prozentige Chance aus. Romneys Chancen werden lediglich mit 38 Prozent bewertet.

Nun jedoch sind Zahlen bekannt geworden, die sich als positives Signal für den republikanischen Kandidaten Mitt Romney deuten lassen. Es sind Zahlen aus der Wirtschaft, denn auch die Unternehmen mischen im Präsidentschaftswahlkampf kräftig mit - und wollen möglichst auf der Seite des Siegers stehen.

Geht es nach der überwiegenden Mehrheit der deutschen Konzerne in den USA, dann bleibt zwar Barack Obama auch nach der Wahl am 6. November für vier weitere Jahre Präsident der Vereinigten Staaten, doch vor allem Unternehmen im Finanzsektor haben mit ihrem Spendenverhalten die Seiten gewechselt. Das geht aus offiziellen Spendendaten hervor, die das Washingtoner Center for Responsive Politics im Auftrag der Wirtschaftswoche ausgewertet hat.

Die Deutsche Bank und der Versicherungskonzern Allianz favorisieren dabei den republikanischen Herausforderer Mitt Romney. Demnach spendete die Bank 86.250 Dollar (rund 71.000 Euro) für Romneys Wahlkampf, Allianz zahlte die Summe von 14.950 Dollar (rund 12.300 Euro).

Wie die Wirtschaftswoche schreibt, gehen die Wahlforscher davon aus, dass die politischen Präferenzen der Firmen sich mit denen des unterstützten Kandidaten decken. Deutsche Bank und Allianz verbinden mit ihrer Pro-Romney-Initiative so anscheinend die Hoffnung, dass der Republikaner eine Politik verfolgt, die ihnen freundlich gesonnen ist. Obama hingegen bekam Unterstützung von Siemens (17.355 Dollar) und dem Softwarekonzern SAP (9322 Dollar).

Im Wahlkampf um Mandate im Kongress schlugen sich deutsche Unternehmen mehrheitlich auf die Seite der Republikaner: Größter Unterstützer der Republikaner ist demnach mit 261.000 Dollar der Bayer-Konzern, gefolgt von der Deutschen Telekom mit 193.500 Dollar. Zum Vergleich: Den Demokraten spendete Bayer 119.000 Dollar, die Telekom 149.000 Dollar, wie die Wirtschaftswoche berichtete.

Im Wahlkampf 2008, in dem Obama gegen den Republikaner John McCain erfolgreich war, lagen die Demokraten in der Gunst der deutschen Konzerne noch knapp vor den Republikanern. Laut einer CRP-Analyse von Anfang 2008 hatten deutsche Unternehmen damals insgesamt 776.000 Dollar an die Kandidaten der Demokraten gespendet, die Republikaner erhielten 612.000 Dollar.

Das CRP wurde 1983 von zwei ehemaligen US-Senatoren gegründet, um überparteilich über Geldspenden und deren Einfluss auf die Politik zu berichten.

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