Wahl in Frankreich:Das Wahlergebnis lässt die Börsen jubeln

  • Der Ausgang des ersten Wahldurchgangs in Frankreich sorgt an den Finanzmärkten für Erleichterung. Besonders die Papiere von Banken ziehen an.
  • Der Grund für das Plus: Emmanuel Macron hat gute Chancen im zweiten Wahldurchgang gegen die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen zu gewinnen.

Der deutsche Aktienindex hat unmittelbar nach dem ersten Wahldurchgang in Frankreich den höchsten Stand seiner Geschichte erreicht. Er stieg zwischenzeitlich auf 12 398 Punkte und übersprang damit seine rund zwei Jahre alte Bestmarke. Auch der Euro legte zu: Er gewann zum Dollar am Montag bis zum Mittag 1,4 Prozent an Wert.

An den Finanzmärkten ist die Erleichterung groß, dass der liberale Emmanuel Macron vor der rechtsextremen Marine Le Pen in den zweiten Wahldurchgang einzieht. Der frühere Wirtschaftsminister im Kabinett unter Präsident Hollande gilt in diesem Duell als klarer Favorit. Ein Weiterkommen des linken Kandidaten Jean-Luc Mélenchon oder des nach Skandalen angeschlagenen François Fillon hätte einen Sieg Le Pens im zweiten Wahldurchgang wahrscheinlicher gemacht.

Besonders für die Banken wäre ein Sieg der beiden Euro-Gegner gefährlich, denn er könnte zu schweren Turbulenzen an den Börsen führen. Vom ehemaligen Investmentbanker Macron erwarten sie hingegen eine wirtschaftsfreundliche Politik. Die größten Gewinner im Dax waren am Montag dann auch die Geldinstitute. Die Papiere der Deutsche Bank gewannen zwischenzeitlich 6,2 Prozent, die der Commerzbank sogar 9,5 Prozent. Das Ergebnis sorgte auch bei Frankreichs Unternehmen für Erleichterung. Auch hier waren es die Banken, die besonders positiv reagierten. Die Aktien der Société Générale, von BNP Paribas und der Crédit Agricole gewannen jeweils rund acht Prozent an Wert.

Viele Unternehmen fürchten sich vor einem Wahlsieg Le Pens und ihrem rechtsextremen Front National (FN). Le Pen will Frankreich aus dem Euro herausführen, den heimischen Markt will sie vor ausländischen Produkten abschotten und verhindern, dass ausländische Arbeitnehmer ins Land kommen. Ein Horrorszenario für viele Unternehmen und Banken. Auch dem linken Kandidaten Jean-Luc Mélenchon schlugen vonseiten der Wirtschaft keine Sympathien entgegen. Er ist ein Gegner des Euro, will EU-Verträge "völlig neu verhandeln" und setzt sich für höhere Unternehmensteuern ein.

Macron ist der Favorit Berlins - obwohl auch er Deutschland kritisiert

Mit Macron tritt nun der Kandidat gegen Le Pen an, der als wirtschaftliberal gilt und sich am stärksten für die Vorzüge der EU starkgemacht hat. Macron gilt deshalb auch als Favorit der Bundesregierung. Und das, obwohl er Deutschland zuletzt heftig für die hohen Außenhandelsüberschüsse kritisiert hatte. Die wirtschaftliche Stärke des Landes sei in der jetzigen Ausprägung nicht mehr tragbar, sagte Macron beispielsweise vergangene Woche.

Der 39-Jährige will Frankreichs Wirtschaft reformieren - und damit auch eine bessere Verhandlungsposition seines Landes gegenüber Ländern wie Deutschland erreichen. Als einziger Kandidat verspricht Macron, von Beginn an die EU-Defizitregel einzuhalten. Er will Sozialabgaben senken und mehr als hunderttausend Beamtenstellen streichen, um die hohen Kosten für den Staatsapparat in den Griff zu bekommen.

Zugleich plant Macron aber auch neue Ausgaben: Ein Investitionsprogramm von etwa 50 Milliarden Euro soll die Konjunktur des Landes beleben. Außerdem will er dem Großteil der Bevölkerung die Wohnsteuer erlassen. Sein wichtigstes Ziel ist wohl die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die er in den nächsten fünf Jahren von zehn auf sieben Prozent senken will.

Bankanalysten trauen Macron zu, dass er im Falle eines Sieges die Reformen anpackt: "Mit dem Ergebnis ist nicht nur ein Risiko abgewendet worden", sagt der Chefvolkswirt der Berenberg-Bank, Holger Schmieding. "Es bietet eine echte Chance, Frankreich zu reformieren und die Euro-Zone und die EU zu stärken." Unklar ist allerdings, wie lange die gute Stimmung an den Börsen anhalten wird. "Das hat natürlich eine psychologische Bedeutung", sagt Tobias Basse von der Nord LB. "Die Stimmung ist derzeit so, dass jeder bei der Party dabei sein will." Langfristige Investoren müssten weiterhin vorsichtig bleiben.

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