Währungen:Franc und frei

AFRIQUE-UEMOA-MONNAIE

Ungeliebtes Geld: Eine Bankangestellte in Abidjan, Elfenbeinküste, nimmt 2014 alte CFA-Franc-Scheine entgegen, um sie gegen neue umzutauschen. 2020 planen einige westafrikanische Staaten, auf eine neue, eigene Währung umzusteigen, den Eco.

(Foto: Issouf Sanogo/AFP)

Kritiker nennen ihn die letzte Kolonialwährung der Welt, den Franc "Colonies françaises d'Afrique". Nächstes Jahr soll ihn der Eco in Westafrika ersetzen, doch es gibt Zweifel, ob das wirklich funktionieren kann.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Noch hat niemand die neue Banknoten gesehen, die es von 2020 an geben soll. Angeblich arbeiten Grafiker aber am Eco, der neuen Gemeinschaftswährung in Westafrika, die dann eingeführt und in 15 Staaten gelten soll. Es wäre nach dem Euro die größte Gemeinschaftswährung der Welt. "Es gibt einen echten politischen Willen", sagte Nigers Präsident Mahamadou Issoufou nach dem Gipfeltreffen der Wirtschaftsunion Westafrikanischer Staaten Ecowas in Lagos Anfang Juli. Die Währung soll bei der regionalen wirtschaftlichen Integration helfen und die Exporte ankurbeln. Bisher handeln afrikanische Staaten nur zu 17 Prozent miteinander, in Europa sind es etwa 70 Prozent.

Vor allem aber soll der Eco die in weiten Teilen Westafrikas verhasste Einheitswährung CFA-Franc ablösen, ein Relikt der Kolonialzeit, die in zwei Versionen bis heute in 14 meist ehemaligen französischen Kolonien in West- und Zentralafrika genutzt wird. Der Franc Colonies françaises d'Afrique wurde 1945 gegründet, seit der Einführung des Euro ist er fest an die EU-Währung gekoppelt. Die afrikanischen Mitgliedsländer müssen die Hälfte ihrer Devisenreserven in der Französischen Zentralbank einlagern, deren Vertreter haben bei allen Entscheidungen über Wechselkurs und Geldmenge ein Vetorecht. Es sei die letzte Kolonialwährung der Welt, finden die Kritiker, die regelmäßig Proteste organisieren.

Frankreich übe mit dem CFA eine Art monetären Imperialismus aus

Der senegalesische Ökonom Ndongo Samba Sylla wirft Frankreich vor, durch den CFA-Franc eine Art "monetären Imperialismus" auszuüben.

Sein Kollege Demba Moussa Dembélé zählt in seinem Buch über die Geschichte des CFA-Franc dessen Nachteile auf: Die Anbindung an den Euro sei vor allem ein Vorteil für die korrupten Eliten und Großkonzerne in Europa, die so ihr Geld besser außer Landes bringen können. "Francafrique", nennt man in West- und Zentralafrika die enge Bindung an die ehemalige Kolonialmacht. Dies ist ein mittlerweile nur noch negativ besetzter Begriff, der die korrupte Verflechtung französischer und afrikanischer Eliten beschreibt, die zusammen die Rohstoffe ausbeuten und sich Aufträge und Schmiergeld zuschanzen. Der CFA-Franc wird von vielen als Symbol und Mittel dieser Symbiose gesehen. "Recht besehen, verhindert der CFA-Franc jede eigenständige Wirtschafts- und Sozialpolitik der betreffenden Staaten. Er bremst die Entwicklung, und er behindert die regionale Integration. Es ist höchste Zeit, dass sich die westafrikanischen Länder von dieser währungspolitischen Bevormundung emanzipieren und eine eigene Währungszone vorbereiten, die über die Grenzen der derzeitigen Franc-Zone hinausgeht. Jede andere Option verlängert nur die Knechtschaft", schrieb der senegalesische Ökonom Sylla in einem Beitrag für Le Monde Diplomatique.

Kritiker wie er halten den CFA-Franc für überbewertet, was den Exporten Westafrikas schadet und Importe billiger macht. Das wiederum ist schlecht für die verarbeitende Industrie: Obwohl in der Region viel Baumwolle produziert wird, sind importierte Textilien billiger. Der Eco, so seine Befürworter, würde den Staaten erlauben, wider eine eigene Finanz- und Wirtschaftspolitik zu betreiben. Die Währung könnte abgewertet werden, um die Wirtschaft anzukurbeln. Vor allem aber hätte der Eco eine große symbolische Bedeutung: "60 Jahre nach der Unabhängigkeit fordert die afrikanische Jugend, dass sich ihre Länder emanzipieren", sagte der togoische Ökonom Kako Nubukpo der Deutschen Welle.

Ob der Eco aber tatsächlich bereits 2020 eingeführt wird, ist fraglich, bisher erfüllen nur fünf Staaten die Konvergenzkriterien. Nigers Präsident schlug deshalb vor, dass Staaten nach und nach dem Eco beitreten könnten. Die Einführung einer Ecowas-Gemeinschaftswährung wurde bereits im Jahr 2000 das erste Mal beschlossen, und immer wieder verschoben, was auch mit der Finanzkrise 2008 zu tun hat, aber vor allem damit, dass viele Staaten in einer Art Hass-Liebe mit dem CFA-Franc verbunden sind. Staaten wie Madagaskar oder Mauretanien haben sich nach ihrem Austritt nicht besser entwickelt, Mali kam nach einigen Jahren reumütig zurück.

Später schlossen sich mit Äquatorial-Guinea und Guinea-Bissau sogar zwei Länder an, die nie eine französische Kolonie waren. Die durchschnittliche jährliche Inflation lag in der Elfenbeinküste in den vergangenen fünf Jahrzehnten bei sechs Prozent, im Nachbarland Ghana, das nicht zur Währungsunion gehört, bei 29 Prozent. Viele Menschen in den CFA-Ländern haben außerdem noch gut in Erinnerung, dass eine Abwertung nicht unbedingt die gewünschten Erfolge erzielt.

Im Jahr 1994 wurde der Wert des CFA-Franc halbiert, einen nachhaltigen Exportboom brachte das nicht, dafür aber eine Verdoppelung des Auslandsschulden. Alassane Ouattara, Ökonom und Präsident der Elfenbeinküste schlug daher vor: "Wenn es der Begriff 'CFA-Franc' ist, der uns stört, dann sollten wir ihn ändern." Das allerdings haben auch die Franzosen schon getan. In Westafrika bezeichnet CFA nicht mehr die ehemaligen Kolonien, sondern die "Communauté financière d'Afrique", die Afrikanische Währungsgemeinschaft.

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