Wachstums-Prognose:Deutschlands Unternehmer verlieren die Zuversicht

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Sah es lange Zeit so aus, als käme die deutsche Wirtschaft einigermaßen glimpflich durch die Euro-Krise, regiert nun die Furcht: Der Ifo-Index fällt unerwartet deutlich. Besonders pikant ist, dass es bereits der sechste Rückgang in Folge ist.

Damit hatten die Ökonomen dann doch nicht gerechnet: Der Geschäftsklimaindex des Münchner ifo-Instituts fiel im Oktober auf 100,0 Punkte von 101,4 Zählern im Vormonat. Dies ist der niedrigste Wert seit Februar 2010. Von Reuters befragte Ökonomen hatten eigentlich im Schnitt einen Anstieg auf 101,5 Zähler prognostiziert. "Die Wolken am deutschen Konjunkturhimmel verdunkeln sich", kommentierte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn .

Auch die aktuelle Lage beurteilten die befragten Manager schlechter als im Vormonat: Der entsprechende Teilindex fiel auf 107,3 Zähler von 110,3 Punkten im Vormonat. Immerhin blieben die Geschäftserwartungen mit 93,2 Zählern stabil.

Ifo-Experte Klaus Wohlrabe sieht die größte Volkswirtschaft Europas auf eine Wachstumsdelle zusteuern, da die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal voraussichtlich stagnieren werde: "Eine Rezession ist in Deutschland aber erst einmal nicht in Sicht, wenn sich die Schuldenkrise nicht wieder verschärft", sagte Wohlrabe. Die Bundesbank schließt für das Jahresende allerdings ein leichtes Schrumpfen der Wirtschaftsleistung nicht aus.

Trübe Stimmung am Bau

Auch im Verarbeitenden Gewerbe trübte sich das Geschäftsklima weiter ein. Die Lage wurde dabei sogar deutlich schlechter beurteilt. Die vorhandenen Kapazitäten wurden von den Firmen erheblich weniger ausgelastet als im Vorquartal. Nach einer Erholung im September verschlechterte sich auch die Stimmung im Einzel- und im Großhandel wieder.

Die Einzelhändler, die kurz vor dem Beginn des Weihnachtsgeschäfts stehen, zeigten sich zwar deutlich zufriedener mit ihrer Geschäftslage. Sie blicken jedoch erheblich pessimistischer auf die kommenden sechs Monate. Auch am Bau trübte sich die Stimmung ein: Während die befragten Firmen die kommende Geschäftsentwicklung weniger pessimistisch beurteilten, waren sie deutlich unzufriedener mit ihrer aktuellen Lage. "Konjunktursorgen bleiben erhalten. Hoffnungen auf eine schnelle Wende zum Besseren scheinen verfrüht", sagte Ökonom Ralf Umlauf von der Helaba.

Trotz trüber Aussichten stellen die Firmen aber weiter ein, meldet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Er rechnet für 2013 mit 180.000 neuen Stellen. Während noch etwa 15 Prozent Neueinstellungen der Firmen planen würden, wollten etwa 14 Prozent Stellen abbauen. Die Arbeitslosenzahl werde in diesem Jahr mit durchschnittlich 2,89 Millionen noch etwas unter dem Stand von 2011 bleiben und 2013 leicht steigen.

Die Wachstumsprognose für Deutschland hat der DIHK unterdessen gesenkt. Der Verband rechnet nur noch mit einem Zuwachs bei der Wirtschaftsleistung von einem Prozent - vor einem halben Jahr waren es noch 1,3 Prozent gewesen. Für 2013 seien die Aussichten noch schlechter, der Zuwachs betrage dann voraussichtlich 0,7 Prozent. Der DIHK hat für seine Umfrage 28.000 Firmen befragt.

© Süddeutsche.de/dapd/Reuters/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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