Konjunktur:Die deutsche Wirtschaft schafft nur ein Mini-Plus

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Menschen in der Innenstadt auf einer Einkaufsstraße: Der private Konsum hat die deutsche Wirtschaft gerettet. (Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts liegt im dritten Quartal bei lediglich 0,1 Prozent. Der Konsum legt zu, aber die Investitionen und Exporte schrumpfen.

Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal knapper als bislang angenommen an einer Rezession vorbeigeschrammt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September nur um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Eine frühere Schätzung hatte noch ein Plus von 0,2 Prozent ergeben. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft sogar um 0,3 Prozent geschrumpft.

Zwei Minus-Quartale in Folge hätten eine technische Rezession bedeutet. Dass diese vermieden werden konnte, lag an ausgabefreudigeren Verbrauchern. Diese steigerten ihren Konsum um 0,3 Prozent zum Vorquartal. „So gaben die Verbraucherinnen und Verbraucher unter anderem mehr für Verbrauchsgüter aus, beispielsweise für Nahrungsmittel und Getränke“, erklärten die Statistiker. Der Staatskonsum wuchs mit 0,4 Prozent sogar noch etwas stärker. „Leicht negative Impulse kamen dagegen von den Investitionen“, betonte das Bundesamt. In Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – wurde 0,2 Prozent weniger investiert, in Bauten sogar 0,3 Prozent weniger. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen fielen um 1,9 Prozent niedriger aus als im zweiten Quartal, während die Importe um 0,2 Prozent wuchsen.

Frankreich und Spanien wachsen deutlich stärker als Deutschland

Im Vergleich zu anderen großen Euro-Ländern schnitt Deutschland im Sommer schlechter ab. Frankreich schaffte mit 0,4 Prozent ein doppelt so starkes Wachstum, beflügelt auch durch die Olympischen Spiele in Paris. Spanien kam wegen des boomenden Tourismus sogar auf ein Plus von 0,8 Prozent. Die EU-Kommission traut Europas größter Volkswirtschaft derzeit keinen starken Aufschwung zu. Im zu Ende gehenden Jahr dürfte das deutsche BIP um 0,1 Prozent schrumpfen, heißt es in der Herbstprognose der Brüsseler Behörde. Für das kommende Jahr sagt sie ein Wachstum von 0,7 Prozent vorher. Das wäre das kleinste Plus aller Euro-Länder.

Mit dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl dürften die Zeiten nicht einfacher werden. Trump hat im Wahlkampf angekündigt, Strafzölle auf Importe aus Europa zu erheben. Exporteuropameister Deutschland würde darunter besonders leiden. „Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Folgen aus der US-Präsidentenwahl haben jedoch zugenommen“, heißt es im aktuellen Monatsbericht des Bundeswirtschaftsministeriums. Das könne zu einer Konsum- und Investitionszurückhaltung führen, „die die erwartete konjunkturelle Erholung weiter verzögern könnte“.

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