Wie viel Geld steht einem Konzernvorstand zu? Diese Frage hat Volkswagen nun offenbar beantwortet: zehn Millionen Euro pro Jahr. In den vergangenen Monaten haben Gehaltsexperten im Auftrag des VW-Aufsichtsrates an einem neuen Vergütungssystem für den Vorstand gearbeitet. Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, ist die Arbeit nun weitgehend beendet und ein entsprechend detailliertes Konzept soll bei der Aufsichtsratssitzung des Konzerns am 24. Februar vorgelegt werden. Demnach soll eben das Gehalt gedeckelt werden: für den Vorstandsvorsitzenden auf zehn Millionen Euro, für seine Kollegen etwas weniger. Zugleich soll es ein größeres fixes Gehalt geben und weniger Bonuszahlungen, die auch anders berechnet werden.
Damit geht Volkswagen in dieser auch gesellschaftspolitischen Frage voran und könnte damit andere Konzerne unter Druck setzen, es gleich zu tun. Dabei war es das Unternehmen aus Wolfsburg, das bislang für Gehaltsexzesse bekannt war, wie Arbeitnehmervertreter klagen. In seinem Spitzenjahr verdiente der mittlerweile gestürzte Konzernchef Martin Winterkorn 17,5 Millionen Euro. Für Diskussionen gesorgt hat auch der Abgang von Christine Hohmann-Dennhardt. Die Juristin hatte einen Drei-Jahres-Vertrag bekommen, sich aber vorzeitig von VW getrennt und bekommt ihr gesamtes vereinbartes Gehalt ausgezahlt: Zwölf Millionen Euro für knapp zwei Jahre und inklusive früherer Ansprüche, die einberechnet sind.
SPD bringt Gesetz zur Beschränkung von Managergehältern ins Spiel
Am Wochenende hatte etwa Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück wortstark erklärt: "Eine intergalaktische Vorstandsvergütung kann es nur bei einer intergalaktischen Leistung geben." Alles andere verstehe keiner. Am Montag hat die SPD ein Gesetz zur Beschränkung von Managergehältern ins Spiel gebracht. "Wir brauchen ein Stoppschild in den Vorstandsetagen gegen die goldenen Nasen", sagte SPD-Vizechef Thorsten Schäfer-Gümbel.
Auch Aktionäre hatten eine stärkere Orientierung der Managergehälter am Unternehmenserfolg verlangt. Der Aufsichtsrat unter Leitung von Hans Dieter Pötsch will dem Folge leisten, indem neben dem höheren Grundgehältern der dann niedrigere Bonus wohl in Aktien ausgezahlt wird, die von dem Managern eine gewisse Zeit gehalten werden müssen. Sollte sich also der Wert des Unternehmens verschlechtern, verlieren sie anteilig. Derzeit bemisst sich der Bonus vor allem aus dem Geschäftsergebnis der vergangenen vier Jahre.
Grundlage der Änderungen im VW-Vergütungssystem sind Empfehlungen einer Regierungskommission: Der Deutsche Corporate Governance Kodex hat in den vergangenen Jahren Standards zur Unternehmensführung erarbeitet.
Allerdings sind bei VW noch nicht alle Details festgelegt und letztlich gilt zudem: Um die Änderungen durchzusetzen, braucht es die Zustimmung der VW-Vorstände. Sie haben geltende Verträge und könnten sich gegebenenfalls gegen eine Deckelung wehren.
VW lehnt Entschädigung von Autokäufern in Europa erneut ab
Eine Zustimmung dürfte allerdings nicht allzu schwer fallen, denn es geht derzeit nicht um Gehaltskürzungen. Der VW-Vorstandsvorsitzende Matthias Müller erhielt im Jahr 2015 etwa 1,1 Millionen Euro Fixgehalt und 3,6 Millionen Euro variable Vergütung. Angesichts der laufenden Belastungen des Konzerns durch milliardenschwere Strafen und Zahlungen für Schadenersatz, die nach dem Dieselbetrug fällig werden, dürfte sein Gehalt auch unter dem bisherigen Vergütungssystem absehbar nicht auf das Niveau seines Vorgängers Winterkorn steigen.
Unterdessen will sich der Konzern bei einem anderen finanziellen Thema nicht bewegen. Volkswagen lehnt eine Entschädigung europäischer Verbraucher in der Abgasaffäre weiter ab. Dies teilte die EU-Kommission nach einem Treffen von Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller mit Justiz- und Verbraucherkommissarin Vera Jourova am Montagabend in Brüssel mit.
Der Konzern hat demnach nur zugesichert, monatlich Berichte über die bis zum Herbst geplanten Umrüstungen an Fahrzeugen europäischer Kunden vorzulegen sowie Autobesitzer besser über diese Möglichkeit zu informieren. Sie habe von Müller erneut gefordert, dass Volkswagen europäischen Autokäufern "eine Art Bonus oder Entschädigung" anbieten solle, erklärte Jourova. "EU-Verbraucher verdienen eine faire Behandlung und Volkswagen sollte sich in diesem Punkt bald bewegen."