VW und Porsche:Von VW zur Auto-Union

Aus alt mach neu: Volkswagen sucht für die Zeit nach der Übernahme von Porsche einen neuen Namen und könnte in der Geschichte fündig werden.

Michael Kuntz

Aus der Volkswagen AG inklusive Porsche könnte die "Auto-Union" werden. VW-Chef Martin Winterkorn zufolge ist dies eine von "einigen Überlegungen" für den Namen des neuen Konzerns, der bis Mitte 2011 entstehen soll.

Auto Union, dpa

Vier Ringe als Symbol für vier Firmen: Audi, DKW, Horch und Wanderer schlossen sich 1932 zur Auto Union zusammen. Der Name könnte wiederbelebt werden - für den neuen VW-Porsche-Konzern

(Foto: Foto: dpa)

Noch bis 1985 führte Audi diesen historischen Begriff in einer längeren, etwas sperrigen Wortverbindung. Die VW-Tochter in Ingolstadt hieß Audi NSU Auto Union AG, zunächst hatte sie ihren Sitz in Neckarsulm. Ebenso wie die Marken NSU, Wanderer und Horch hat Audi sich auch die Namensrechte an der Auto-Union schützen lassen. Rechtlich wäre es also kein Problem, die Auto-Union wieder auferstehen zu lassen.

Die Geschichte von Audi hatte mit einem Familienstreit auch um den Namen begonnen. Der Autopionier August Horch hatte nach Differenzen die von ihm gegründeten Horch-Werke verlassen, durfte aber kein neues Unternehmen unter seinem Namen aufmachen. Das tat Horch dann doch, als er am 16. Juli 1909 in Sachsen eine neue Firma in Zwickau nach der lateinischen Übersetzung seines Namens benannte: Audi.

Auf Betreiben der sächsischen Staatsbank, die in der Weltwirtschaftskrise um ihre Kredite fürchtete, schlossen sich 1932 Audi, die Horch-Werke, die Automobil-Abteilung der Wanderer-Werke AG und DKW (für "Dampf Kraft Wagen") zur Auto-Union AG in Chemnitz zusammen.

Sie gehörte indirekt dem sächsischen Staat und war 1934 der zweitgrößte deutsche Autohersteller hinter der Adam Opel AG, die im Zuge der Wirtschaftskrise an den amerikanischen Konzern General Motors gegangen war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kaufte der Industrielle Friedrich Flick große Teile der Auto-Union und reichte sie Ende der fünfziger Jahre an Daimler-Benz weiter. Mit Ausnahme des Transporter-Werkes in Düsseldorf veräußerte Daimler 1965 die Auto-Union an Volkswagen.

Auto-Union: ein "unhandlicher" Name

1969 kam noch der ehemalige Produzent von Strickmaschinen und Fahrrädern NSU als fünfte Firma zur Union mit den vier Ringen hinzu. Der Name Auto-Union verschwand 1985 mit der Verlagerung des Unternehmenssitzes von Neckarsulm nach Ingolstadt. Das war das Ergebnis von Überlegungen, den "unhandlichen" Firmennamen griffiger zu gestalten. Das Unternehmen und seine Produkte sollten den gleichen Namen tragen.

Der Mythos Porsche soll bleiben

Über den Namen für den neuen Konzern wird VW noch nichts mitteilen können, wenn das Unternehmen an diesem Donnerstag sein Halbjahresergebnis vorstellt. Dank staatlicher Anreize in wichtigen Märkten wie Deutschland und China dürfte VW besser als viele Konkurrenten abschneiden und einen Gewinn ausweisen. Das war im ersten Quartal nur wegen des Verkaufs des südamerikanischen Lkw-Geschäfts an MAN gelungen.

"Porsche ist ein Mythos"

VW-Chef Winterkorn will bis 2018 Toyota überholen: "Mit Porsche bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass wir alle Möglichkeiten und alle Kraft haben, die neue Nummer eins der Welt zu werden." Es sei die Stärke von Volkswagen, jeder Marke die Identität zu lassen. "Das haben wir mehrfach bewiesen", sagte Winterkorn der Bild-Zeitung. "Porsche ist ein Mythos, eine faszinierende Marke für Autofans auf der ganzen Welt und hat eine tolle Mannschaft."

Allerdings weiß auch der VW-Vorstandsvorsitzende noch nicht, wie hoch die Schulden des Sportwagenherstellers tatsächlich sind, der am Versuch gescheitert ist, Volkswagen zu übernehmen und nun selbst übernommen wird: "Wir sind gerade dabei, die Bücher von Porsche genau zu prüfen. Ich kenne noch nicht die endgültige Zahl, weiß aber, dass es sich um eine erhebliche Verschuldung handelt."

Nach Angaben aus Unternehmenskreisen könnte die Höhe der Schulden noch deutlich über den zuletzt genannten 14 Milliarden Euro liegen und bis zu 20 Milliarden Euro betragen.

Ein Konzern mit drei Beinen

Ein Konzept zum Zusammengehen der beiden Unternehmen soll am 13. August dem Aufsichtsrat vorgelegt werden. Der VW-Aufsichtsratsvorsitzender und Porsche-Teilhaber Ferdinand Piëch hat bereits früher beschrieben, wie er sich den Konzern vorstellt - nämlich mit drei Beinen.

Erstens Transport und Energieerzeugung, dazu gehören die profitablen Schiffsmotoren von MAN, zweitens die Nutzfahrzeuge, drittens die Personenwagen: "Die muss man dann wahrscheinlich in zwei Gruppen aufteilen: die Massen- und die Premiumhersteller."

Piëch hatte bei der Vorstellung des neuen Polo Anfang Mai auf Sardinien gesagt, als möglicher Name für den neuen Konzern könne "Auto-Union" passen. Er lieferte freilich gleich ein Argument gegen diesen Vorschlag mit: Es könne Jahre dauern, bis die Menschen einen solchen neuen Namen verinnerlicht hätten.

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