VW und Porsche:Der dritte Mann

Rückt Volkswagen-Chef Martin Winterkorn in den Vorstand der Porsche-Holding auf? Angeblich hat der Chef des Sportwagenherstellers, Wendelin Wiedeking, sein Einverständnis erklärt.

Michael Kuntz

Der VW-Vorstand trifft sich in dieser Woche zum ersten Mal wieder nach den Werksferien. Auf der Tagesordnung steht das Thema nicht, sprechen werden die Topmanager des größten Autoherstellers Europas über das neueste Gerücht aber schon: Angeblich hat sich Porsche-Chef Wendelin Wiedeking bereit erklärt, den VW-Konzernchef Martin Winterkorn in den Vorstand der Porsche Automobil Holding SE aufzunehmen. Winterkorn wäre dann dritter Mann neben Wiedeking selbst und Holger Härter, dem Finanzvorstand des VW-Großaktionärs Porsche.

VW und Porsche: VW-Chef Martin Winterkorn - rückt er in den Vorstand der Porsche-Holding auf?

VW-Chef Martin Winterkorn - rückt er in den Vorstand der Porsche-Holding auf?

(Foto: Foto: ddp)

In der Autoindustrie hält man eine Einigung zwischen Wiedeking und Winterkorn über die Besetzung des Holding-Vorstandes für eine nicht sehr wahrscheinliche Variante. Eine so wichtige Personalentscheidung werde wohl kaum ohne Mitwirkung von Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und seinem Cousin Ferdinand Piëch zustande kommen, dem Aufsichtsratsvorsitzenden von Volkswagen, heißt es.

Der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen bei Stuttgart hält derzeit knapp 31 Prozent an VW und will noch im Herbst die Mehrheit an dem Konzern in Wolfsburg übernehmen. Die von den Familien Porsche und Piëch beherrschte Sportwagenfirma steuert ihren Industriebesitz und die VW-Beteiligung über eine neu gegründete Holding nach europäischem Recht.

In den Streit um die Mitbestimmung bei der Porsche Holding SE könnte Bewegung kommen. Vorstände und Betriebsräte von VW wollen sich am 10. September in Frankfurt treffen. Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber soll vermitteln. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Volkswagen, Bernd Osterloh, und er hätten das Gespräch eingefädelt, erklärte am Wochenende Uwe Hück, der Vorsitzende des Betriebsrates von Porsche. Osterloh äußerte sich allerdings recht kritisch über Porsche: "Es ist ja fast schon pathologisch, dass Brandstifter den eigens gelegten Brand auch löschen wollen." Wiedeking und Hück hatten eine Vereinbarung über die Mitbestimmung in der Holding getroffen, die den 12000 Beschäftigten von Porsche ebenso starke Rechte wie den 360000 VW-Mitarbeitern gegeben hätte.

"Blockade seit zwölf Monaten"

Dagegen wehrt sich der VW-Betriebsrat unter anderem juristisch. Osterloh: "Porsche blockiert eine Einigung seit zwölf Monaten. Wenn Herr Wiedeking seine Blockadepolitik nicht aufgibt, gibt es auch keine Gespräche mehr."

Der VW-Betriebsrat habe erst am vergangenen Mittwoch klare Bedingungen für weitere Gespräche gestellt. Unter anderem müsse Porsche Änderungen bei den "völlig undemokratischen Kündigungsbedingungen" der Vereinbarung über die Mitbestimmung und der Laufzeit des Vertrages vornehmen. "Diese Position teilt auch mein Kollege Berthold Huber uneingeschänkt", sagte Osterloh.

Der VW-Betriebsrat konzentriere sich jetzt erst einmal auf den Rechtsweg und den Erhalt des VW-Gesetzes. Die geplante Novelle des VW-Gesetzes verstößt nach einem von VW-Betriebsrat und der IG Metall in Auftrag gegebenen Gutachten nicht gegen die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes.

Eine gegenüber dem allgemeinen Aktienrecht um fünf Prozentpunkte herabgesetzte Schwelle, grundlegende Beschlüsse der Hauptversammlung zu blockieren, könne "auch zugunsten anderer Großaktionäre wirken". Das Gericht ist nach Auffassung der EU-Rechtler Wolff Heintschel von Heinegg und Matthias Pechstein nicht als "Sachwalter der Interessen der Porsche Automobil Holding SE tätig geworden".

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