VW-Schmiergeldaffäre:Volkert kommt Rauswurf zuvor

Nach seinem Rücktritt als VW-Betriebsratschef scheidet Klaus Volkert nun auch aus dem Aufsichtsrat des Konzerns. Im Rahmen der VW-Schmiergeldaffäre ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn.

Michael Kuntz

Der Aufsichtsrat des größten europäischen Autoherstellers verfügt über einen eigenen Sitzungssaal im dritten Stock des Verwaltungshochhauses mitten im Volkswagen-Werk Wolfsburg. Hier findet die nächste Sitzung wenige Tage nach den Bundestagswahlen am Freitag, 23. September, statt.

VW-Schmiergeldaffäre: Klaus Volkert hat derzeit wenig zu lachen.

Klaus Volkert hat derzeit wenig zu lachen.

(Foto: Foto: AP)

Einer der Aufsichtsräte ist Christian Wulff (CDU), und als niedersächsischer Ministerpräsident repräsentiert er nur knapp 19 Prozent der Kapitalanteile. Da aber für wichtige Entscheidungen laut dem VW-Gesetz 80 Prozent der Stimmen erforderlich sind, hat er als Vertreter des wichtigsten Einzelaktionärs letztlich in vielen Fragen das Sagen.

Wulff, der auch im Präsidium des Aufsichtsrates sitzt, geht davon aus, dass die beauftragten externen Wirtschaftsprüfer auf der Sitzung des VW-Aufsichtsrates am 23. September erste Ergebnisse und Einschätzungen zur VW-Affäre vorlegen werden.

"Wir müssen reinen Tisch machen"

Es müsse eine lückenlose Aufklärung geben. "Unser Ziel ist, alles an die Oberfläche zu bringen. Wir müssen reinen Tisch machen", sagt Wulff. Möglicherweise müssten die Kontrollen bei VW verschärft werden. Wulff deutete am Wochenende an, dass am 23. September auch der Nachfolger von VW-Personalvorstand Peter Hartz dem Aufsichtsrat vorgestellt werde.

Nicht mehr dabei sein wird bei der nächsten Aufsichtsratssitzung einer der Hauptakteure in der VW-Affäre, der inzwischen zurückgetretene ehemalige Betriebsratsvorsitzende Klaus Volkert. Volkert ist mittlerweile auch aus dem Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns ausgeschieden. Er habe seinen Rücktritt als Aufsichtsrat mit Wirkung zum 16. August erklärt, sagte ein VW-Sprecher.

Volkert gehört zum Kreis der Beschuldigten

Volkerts Anwalt hatte zuvor bestätigt, dass der Ex-Betriebsratschef in der Volkswagen-Schmiergeldaffäre nun auch zum Kreis der Beschuldigten gehört.

Volkert kommt Rauswurf zuvor

In der Affäre wird dem früheren Skoda-Personalvorstand Helmuth Schuster und dem Ex-VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer vorgeworfen, eigene Geschäfte zu Lasten von Volkswagen getätigt und dazu ein Netz von Tarnfirmen betrieben zu haben.

Mitte vergangener Woche hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig von zwei weiteren Beschuldigten gesprochen, aber noch keine Namen genannt. "Im Zusammenhang mit von VW bezahlten Reisen ermitteln wir gegen Herrn Volkert wegen des Verdachts der Beihilfe oder der Anstiftung zur Untreue", hatte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde dann am Freitag erklärt.

Man prüfe, ob Reisen von Volkert auf VW-Kosten geschäftlichen oder Zwecken des Betriebsrats gedient hätten oder aber privater Natur gewesen seien.

Indienreise

Ausgangspunkt der Ermittlungen sei eine Indienreise, die Volkert zusammen mit den VW-Managern Schuster oder Gebauer unternommen habe, hieß es weiter. Der Anfangsverdacht habe sich unter anderem aus der Größenordnung der Summe ergeben, die Volkswagen für die Reise erstattet habe.

"Herr Volkert geht am 30. November in den Ruhestand", sagte eine Sprecherin von Volkswagen der Süddeutschen Zeitung. "Bis dahin ruht sein Vertrag ohne Fortzahlung des Gehalts."

Der 62-jährige Volkert war jahrzehntelang einer der starken Männer bei VW. Seit Juli 1990 vertrat er die Belegschaft im Aufsichtsrat. Der Aufstieg des gelernten Schmieds entsprach der klassischen Gewerkschafts-Karriere: Vertrauensmann der IG Metall, Betriebsrat, schließlich Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates.

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