Der Volkswagen-Konzern hat seine Erwartungen für dieses Jahr erneut nach unten korrigiert. Das teilte der Autobauer am Freitagabend nach Börsenschluss mit – nur zwei Tage nach den ersten Tarifverhandlungen mit der IG Metall. VW will einen harten Sparkurs durchsetzen, die Gewerkschaft fordert dagegen mehr Lohn und die Rückkehr zu einer langfristigen Jobgarantie für die Beschäftigten. Die hatte der Konzern Anfang September aufgekündigt.
Für das aktuelle Jahr erwartet Volkswagen jetzt einen Rückgang der Verkaufszahlen auf rund neun Millionen Fahrzeuge. Bisher ging der Hersteller noch davon aus, beim Absatz leicht im Plus zu liegen. Auch beim Umsatz haben sich die Erwartungen gedreht: Eigentlich hatte VW mit rund fünf Prozent mehr Einnahmen gerechnet, jetzt wird wohl auch dieser Wert niedriger ausfallen als im vergangenen Jahr. Damals waren es 322 Milliarden Euro, nun sollen es rund 320 Milliarden werden. Der Konzern wird auch weniger profitabel sein: VW rechnet inzwischen noch mit einem operativen Ergebnis von 18 Milliarden Euro und damit einer Gewinnmarge von rund 5,6 Prozent. Zuletzt war das Unternehmen von 6,5 bis 7,0 Prozent Umsatzrendite ausgegangen.
Bereits im Juli hatte VW wegen der erwarteten Kosten für das auf der Kippe stehende Audi-Werk in Brüssel die Ergebnisprognose gesenkt. Die im Dax notierte Volkswagen-Vorzugsaktie verlor nachbörslich am Freitag auf der Handelsplattform Tradegate 3,2 Prozent zum Xetra-Schlussstand.
Grund für die erneuten Anpassungen sind nach Angaben des Konzerns vor allem die Probleme bei der Kernmarke VW, sowohl bei den Pkw, als auch in der Nutzfahrzeugsparte und bei den Komponenten. Dort seien die Geschäfte schlechter gelaufen als erwartet. Genau diese Bereiche, in denen in Deutschland rund 120 000 Menschen beschäftigt sind, sind auch Bestandteil der aktuellen Auseinandersetzungen zwischen dem Management und den Arbeitnehmervertretern. VW hat Tarifverträge und Vereinbarungen gekündigt und mit einem Stellenabbau sowie Werkschließungen gedroht. Die Marke VW soll eigentlich bis 2026 auf eine Rendite von 6,5 Prozent kommen, zuletzt schaffte sie aber nur rund ein Drittel dieses Wertes.
Auch die anderen beiden großen deutschen Autobauer – BMW und Mercedes – hatten zuletzt ihre Prognosen für das aktuelle Jahr nach unten korrigiert. Wie auch bei VW spielte dabei der chinesische Markt eine wichtige Rolle, wo alle deutschen Hersteller aktuell an Boden verlieren.