VW-Porsche:Die Hälfte am neuen Konzern - auch gut

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Warum der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Porsche nur scheinbar ein Verlierer ist und bis zuletzt zu seinem Angestellten Wendelin Wiedeking hält.

M. Kuntz

Es ist wie immer: Ferdinand Piëch gibt die Rolle des kühlen Kämpfers, der mal zurückstecken muss, letztlich aber doch alle besiegt. Alle: Das sind am vergangenen Wochenende sein Cousin Wolfgang Porsche und Wendelin Wiedeking, der Chef des Unternehmens Porsche, an dem der Herr Porsche festhält.

Starkes Paar: Wolfgang Porsche (links) und Wendelin Wiedeking. (Foto: Foto: dpa)

Jedenfalls schickt der Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche am Freitag noch einmal eine Vertrauenserklärung in die Welt, in der sich mal wieder Meldungen über den bevorstehenden Abgang des ruppigen Westfalen Wiedeking häufen.

Wolfgang Porsche und Wiedeking sind noch in der Niederlage ein starkes Paar. Porsche, weil er als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Porsche Holding die Macht der Familien Porsche und Piëch personifiziert. Die rund 60 Mitglieder des Clans haben sich verpflichtet, mit einer Stimme zu sprechen, und das ist im Zweifel die des Porsche-Familienzweiges. Denn der hat intern eine leichte Stimmenmehrheit.

Furios gestartet, grandios gescheitert

"Das war eine Idee von Herrn Dr. Wiedeking", sagt Porsche zum Plan für die Übernahme von Volkswagen durch den Sportwagenhersteller. Er hielt das für eine gute Idee, denn sonst hätte er den kühnen Optionsgeschäften von Wiedeking und seinem Finanzmanager Holger Härter nicht zugestimmt.

Das Vorhaben war im Herbst 2005 furios gestartet, nun ist es grandios gescheitert. Der Großbesitzer Wolfgang Porsche mit Wohnsitzen in München und Zell am See, mit Ländereien und Seilbahnen, mit Familien-Flughafen und Ausflugsschiffen, er musste machen, was er nicht gewohnt war.

Der einstige Waldorfschüler musste andere um Zustimmung bitten - den politisch ausgebufften Christian Wulff, den akribischen IG-Metall-Chef Berthold Huber, den autokratischen Emir von Katar.

Lange war der nette "WoPo" vor allem als Partygast wahrgenommen worden. Damit kam der charmante Witzeerzähler als Schlüsselfigur im Porsche-Drama nicht mehr durchs Milliardärs-Leben. Der passionierte Jäger Wolfgang Porsche, 66, wurde zum Gejagten von Banken, Politikern, Gewerkschaftern, VW-Managern.

Perspektiven ohnehin schlecht

Noch hält Wolfgang Porsche zu Wiedeking. Vielleicht berät der ja seinen Arbeitgeber nicht so schlecht, wie es derzeit erscheint. Zwar wirkt es wie ein herber Verlust, sich vom hundertprozentigen Eigentum am Stammkapital der Sportwagenfirma trennen zu müssen.

Doch die Perspektiven bei Porsche sind auch ohne Kreditklemme und Absatzkrise düster. Denn die Boliden-Flotte aus Zuffenhausen kann die Umweltauflagen der EU-Kommission mittelfristig nie und nimmer im Alleingang erfüllen.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht die schlechteste Alternative für die Familien Porsche und Piëch, die Selbständigkeit von Porsche zu opfern und dafür mehr als die Hälfte des zweitgrößten Autoherstellers der Welt zu bekommen.

Nach den Aufsichtsrats-Sitzungen am Donnerstag wird auf ein Detail zu achten sein: Lassen sich das Land Niedersachsen und die IG Metall ihre durch das VW-Gesetz garantierten Rechte in der Satzung des neuen Unternehmens festschreiben?

Sollte das nicht so sein, erhielten die Familien Porsche und Piëch im Falle einer vollständigen Abschaffung des VW-Gesetzes durch die EU-Kommission nämlich genau das, was sie immer haben wollten: Die unumschränkte Herrschaft über Deutschlands Industriekonzern Nummer eins, inklusive Porsche.

Starker politischer Druck

Bis es so weit kommt, kann es ein paar Jahre dauern. Gegenwärtig hält starker politischer Druck aus Berlin, Niedersachsen und von der IG Metall die Kommission davon ab, zu tun, was sie ordnungspolitisch für richtig hält. Das muss nicht dauerhaft funktionieren. Wolfgang Porsche und Wendelin Wiedeking mögen versagt haben, verloren haben sie nicht unbedingt. Der Sieger muss nicht immer Ferdinand Piëch heißen.

© SZ vom 20.07.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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