VW-Korruptionsaffäre:Lustreisen und ein Lamborghini

Verurteilung der letzten Schlüsselfigur im VW-Skandal: Die Strafe für den ehemaligen Skoda-Personalvorstand Helmuth Schuster fällt milder aus als vorgesehen.

Bestechlichkeit, Untreue und Beihilfe zum Betrug: Der Ex-Skoda Personalvorstand Helmuth Schuster ist als letzte zentrale Figur für seine Verwicklung in den VW-Korruptionsskandal verurteilt worden. Fünf Jahre nach Bekanntwerden der Schmiergeldzahlungen und Lustreisen hat das Amtsgericht Wolfsburg Schuster zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Zudem muss er 15.000 Euro zahlen.

In Deutschland wurde Helmuth Schmitt wegen Korruption zu 15.000 Euro Strafe verurteilt. Jetzt will Indien seine Ausliefung, um ihn auch dort vor Gericht zu stellen.

Helmuth Schuster, der Ex-Skoda Personalvorstand, wurde wegen seiner Verwicklung in den VW-Korruptionsskandal verurteilt.

(Foto: AP)

Die Strafe fiel milder aus als bislang vorgesehen: Ein Strafbefehl, gegen den Schuster Einspruch eingelegt hatte, sah eine einjährige Bewährungsstrafe und eine Zahlung von 10.000 Euro vor. Da das Verfahren auf den Strafbefehl zurückging, musste Schuster nicht persönlich vor Gericht erscheinen.

Die Bewährungsstrafe unter einem Jahr soll Schuster eine weitere berufliche Tätigkeit als Geschäftsführer ermöglichen. Der Verteidiger verwies auf die lange Dauer des Ermittlungsverfahrens, die ausgiebige Berichterstattung über die Affäre, den Jobverlust und die wirtschaftlichen Nachteile, die der Angeklagte bereits habe hinnehmen müssen.

Als Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall wurde die 100.000 Euro-Überweisung gewertet, von der Schuster sich später einen Lamborghini kaufte. Schuster erhielt das Geld 2005 von einem indischen Geschäftspartner von VW, nachdem er ein geplantes Joint Venture mit VW schriftlich bestätigt hatte. Angesichts des hohen Gehalts des Managers sei eine solche Selbstbedienung besonders verwerflich, rügte der zuständige Richter.

Schuster hatte auch der Lebensgefährtin des Betriebsratsbetreuers bei VW, Klaus-Joachim Gebauer, einen Gefallen getan und einen Anstellungsvertrag unterzeichnet. Sie erhielt von Mai 2003 bis Ende 2004 insgesamt rund 50.000 Euro Entgelt von Skoda Deutschland - ohne dort zu arbeiten. Als Beihilfe zur Untreue wertete der Richter eine Reise von Schuster, Gebauer, dem Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert und Partnerinnen auf VW-Kosten: Sie flogen auf die indischen Andaman-Inseln. Auch ein Bordellbesuch von Schuster, Gebauer und einem VW-Betriebsarzt in Prag wurde von Volkswagen finanziert.

Noch kein Ende der Affäre

Die VW-Affäre war im Juni 2005 mit dem Vorwurf ins Rollen gekommen, Schuster habe sich mithilfe eines Geflechts von Tarnfirmen auf VW-Kosten bereichert. Erst anschließend gerieten Zuwendungen an Betriebsräte und deren Reisen in den Mittelpunkt. Von der 100.000-Euro-Zahlung aus Indien abgesehen spielten die ursprünglichen Vorwürfe vor dem Gericht in Wolfsburg keine Rolle mehr.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Braunschweig ermitteln indische Behörden noch gegen den Ex-Manager. Ein Rechtshilfeersuchen an Indien habe aber keine weiteren verwertbaren Erkenntnisse erbracht, sagte Oberstaatsanwalt Joachim Geyer. Wegen der VW-Affäre wurde ursprünglich gegen insgesamt 14 Beschuldigte ermittelt. Als Haupttäter wurden Ex-Betriebsratschef Volkert, der ehemalige VW-Personalvorstand Peter Hartz und Betriebsratsbetreuer Gebauer verurteilt.

Nach Angaben von Geyer ist nun nur noch ein Verfahren aus der Affäre anhängig. Die ehemalige Freundin von Volkert hatte 2008 Widerspruch gegen einen Strafbefehl über eine Bewährungsstrafe von einem Jahr wegen Beihilfe zur Untreue eingelegt. Darüber wolle das Amtsgericht Wolfsburg wegen der langen Ladungsfristen für die in Brasilien lebende Angeklagte im Januar 2012 verhandeln.

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