VW: Kapitalerhöhung beschlossen:Piëchs neues Auto-Reich

Entscheidung in Hamburg: Trotz massiver Kritik haben die Volkswagen-Eigner die für die Porsche-Übernahme notwendige Kapitalerhöhung genehmigt.

Die Privataktionäre wagten noch einmal den Aufstand. Lautstark übten sie Kritik an den Plänen von Volkswagen-Patron Ferdinand Piëch und seinen Übernahmeplänen von Porsche. Vergebens. Mit der großen Mehrheit der größten Anteilseigner - dem Land Niedersachsen, den Familien Piëch und Porsche sowie dem Scheichtum Katar - wurde in der Hamburger Messehalle eine milliardenschwere Kapitalerhöhung beschlossen.

Piech, Foto: AP

Zwei, die sich verstehen: Ferdinand Piëch (rechts) und VW-Chef Martin Winterkorn.

(Foto: Foto: AP)

Damit können nun bis zu 135 Millionen neue, stimmrechtslose VW-Vorzugsaktien ausgegeben werde. Mit dem frischen Geld soll die Übernahme des Sportwagenherstellers Porsche finanziert werden. Schon in der nächsten Woche will VW knapp die Hälfte an Porsche übernehmen und bezahlt dafür 3,9 Milliarden Euro.

Kritik von Aktionärsvertretern

Zudem befürworteten die Aktionäre, dass Niedersachsen auch künftig zwei Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden darf, sofern das Land über mindestens 15 Prozent der Stimmrechte verfügt. Bislang hält Niedersachsen 20 Prozent, muss aber bei der Integration von Porsche mit einem Abschmelzen seines Anteils rechnen.

Zudem schrieben die Aktionäre fest, dass auch künftig eine Mehrheit von 80 Prozent der Stimmen bei wichtigen Entscheidungen notwendig ist. Ferner wurden zwei weitere Angehörige der Porsche-Eignerfamilien als Mitglieder des VW-Aufsichtsgremiums gewählt. Hans Michel Piëch und Ferdinand Oliver Porsche waren nach dem Rückzug des damaligen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking und seines Finanzvorstands Holger Härter Ende Juli vorläufig bestellt worden.

Aktionärsvertreter hatten zuvor beharrlich Kritik geübt. Sie warfen dem Miteigner des Sportwagenherstellers, VW-Chefaufseher Piëch, Interessenskonflikte vor. Porsche ist derzeit mit knapp 51 Prozent an VW beteiligt, und das Golf-Emirat Katar will seine Beteiligung noch vor Weihnachten von derzeit knapp sieben auf 17 Prozent erhöhen. Auch stellten die Aktionäre den Kaufpreis in Frage und kritisieren, dass die Kapitalerhöhung über Vorzugsaktien erfolgen soll und damit die Stammaktionäre schütze.

Monatelanger Übernahmekampf

Die VW-Vertreter traten den Angriffen vehement entgegen. "Ich bin der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Volkswagen AG. Ich bin nicht der Retter von Porsche", entgegnete Piëch. Porsche hatte sich beim Versuch, VW zu übernehmen, verhoben und Milliardenschulden angesammelt.

VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch verteidigte den auf 12,4 Milliarden Euro angesetzten Unternehmenswert für Porsche als angemessen. Er sei nach einer ausführlichen Buchprüfung festgelegt und auch von verschiedenen externen Finanzinstituten sowie Wirtschaftsprüfern bestätigt worden. Eine erste Kapitalerhöhung über rund vier Milliarden Euro zur Finanzierung des Porsche-Deals ist im ersten Halbjahr 2010 geplant. Insgesamt könnte VW mit Hilfe des fünf Jahre gültigen Vorratsbeschlusses nach aktuellen Kursen über acht Milliarden Euro erlösen.

VW hatte den monatelangen erbitterten Übernahmekampf mit Porsche für sich entschieden. Nun soll Porsche bis 2011 als zehnte Marke unter das Dach des VW-Konzerns schlüpfen. "Wir schlagen jetzt das nächste Kapitel in der Geschichte von Volkswagen und Porsche auf. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir gemeinsam eine Wachstumsgeschichte schreiben können, wie es in der Automobilwelt bisher wenige gab", sagte VW-Chef Martin Winterkorn in seiner Rede an die Aktionäre. Der VW-Konzern will bis 2018 Toyota als weltweit führenden Autobauer ablösen.

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