Fast zehn Jahre ist es her, dass der große Abgasbetrug im VW-Konzern aufflog. Nun steht ein weiterer Prozess gegen Beteiligte aus den Reihen des Autobauers vor dem Abschluss. Vier frühere VW-Führungskräfte standen dreieinhalb Jahre lang in Braunschweig vor Gericht. An diesem Freitag schloss der Vorsitzende Richter am Landgericht die Beweisaufnahme, es folgte ein vier Stunden langes Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft. Und in diesem fordert sie: Drei Angeklagte sollen wegen Betruges zu Haftstrafen verurteilt werden, nur bei einem hält die Anklage Bewährung für ausreichend.
Für einen langjährigen Leiter der VW-Antriebstechnik, einen ehemaligen Entwicklungschef der Marke VW und einen früheren Hauptabteilungsleiter der Dieselmotoren-Entwicklung fordert die Staatsanwaltschaft drei beziehungsweise vier Jahre Gefängnis. In einem ehemaligen Abteilungsleiter für die Diesel-Abgasreinigung sehen die Ankläger eher einen Gehilfen, der zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt werden sollte. Bis ein Urteil fällt, kann es allerdings noch mehrere Wochen dauern. Anfang Mai haben zunächst die Verteidigung und die Angeklagten das Wort.
Den vier Ex-VW-Mitarbeitern wird unter anderem gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit manipulierter Software in Millionen Autos vorgeworfen. Die Fahrzeuge stießen auf der Straße ein Vielfaches der erlaubten Werte für schädliche Stickoxide aus, während sie in den Messungen auf dem Prüfstand die gesetzlichen Vorgaben einhielten. Eine Software erkannte, wann das Auto im Labor getestet wurde und passte daraufhin die Abgasregelung dementsprechend an.
Schäden in Milliardenhöhe und bei Millionen von Autos
Drei der Angeklagten seien für einen Schaden in Höhe von 3,15 Milliarden Euro und 3,65 Millionen betroffene Autos verantwortlich, so die Staatsanwaltschaft in ihren Plädoyers. Weil der vierte Angeklagte erst später hinzukam, beschränken sich die Zahlen für ihn auf 1,14 Milliarden Euro und 1,49 Millionen betroffene Fahrzeuge.
Der Skandal stürzte den Wolfsburger Autobauer in eine tiefe Krise. Die Folge waren unzählige Prozesse und Kosten, die der Konzern mit mehr als 30 Milliarden Euro beziffert.
Eigentlich sollte auch der frühere Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn mit auf der Anklagebank sitzen, sein Verfahren wurde aber schon vor dem Auftakt im September 2021 aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Bis heute ist unklar, wann und ob der Prozess gegen den obersten VW-Manager weitergehen kann, da Winterkorn weiterhin aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig ist.