VW-Chef Martin Winterkorn:"Ballack ist ein Typ mit Managerqualitäten"

Volkswagen-Chef Martin Winterkorn über die Kunst, ein weltweites Imperium mit zwölf Marken zu führen - und was die Autoindustrie mit Fußball verbindet.

Nach dem Abgang seines USA-Chefs Stefan Jacoby ringt VW um eine schnelle Lösung des Personalproblems. "Wir werden schnell einen neuen USA-Chef ernennen", kündigte VW-Chef Martin Winterkorn im Interview mit der Süddeutschen Zeitung an. "Die USA sind wichtig, da können wir uns derzeit keinen Schrittfehler leisten."

Martin Winterkorn

VW-Chef Martin Winterkorn: "Die USA sind wichtig, da können wir uns derzeit keinen Schrittfehler leisten."

(Foto: ap)

Winterkorn zufolge hätten interne Analysen gezeigt, dass der Konzern eine höhere Wertschöpfung im Dollarraum brauche. "Es ist nicht damit getan, im nordamerikanischen Raum Autos zu produzieren, auch die Teile und Komponenten müssen von dort kommen", sagte der Manager. Inzwischen würden 70 bis 80 Prozent der Komponenten bei Lieferanten im Dollarraum eingekauft. VW setze bei seiner USA-Strategie auf einen speziell für die USA entwickelten Jetta, der knapp 16.000 Dollar kosten werde. Ein großer Passat sei bald für rund 20.000 Dollar auf dem US-Markt zu haben. "Wir werden damit Geld verdienen", kündigte Winterkorn an.

Stärker wachsen als der Markt

Winterkorn zufolge werde der Konzern im laufenden Jahr stärker zulegen als der Weltmarkt, allerdings gebe es zurzeit noch "viele Unsicherheitsfaktoren". Der Konzern, der 2018 den Weltmarktführer Toyota an der Spitze ablösen will, will nicht um jeden Preis wachsen. "Wir wollen keine Anteile auf Kosten des Gewinns erobern", sagte Winterkorn. "Nicht nur der Umsatz wird 2010 zulegen, auch der Gewinn".

Winterkorn rechtfertigte die Besetzung des Porsche-Chefsessels mit dem VW-Manager Matthias Müller. "Porsche braucht für die Integration in den Konzern jemanden, der Volkswagen von innen her kennt", sagte er. Für ihn persönlich sei es "auch einfacher, wenn ich jemanden vor Ort habe, den ich gut kenne, der weiß, wie das Ganze tickt, wie bei uns Autos entstehen". Porsche könne künftig bis zu 150.000 Autos im Jahr produzieren, ohne seine Exklusivität einzubüßen, sagte Winterkorn. Der Austausch der Marken Porsche, VW und Audi werde verstärkt. "Schauen Sie sich mal den VW Touareg, den Porsche Cayenne und den Audi Q7 an. Ist das VW, Audi oder Porsche? Alle drei Automobile haben die gleiche Basis. Da müssen wir hinkommen."

In der Frage des künftigen Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft zeigte sich Winterkorn entschieden: "Michael Ballack ist eine Persönlichkeit und ein guter Teamchef, den ich auch weiterhin in dieser Funktion sehe, obwohl Philipp Lahm ihn gut vertreten hat", sagte er. Er könne sich den Spieler auch als VW-Mann vorstellen. "Ballack ist von seiner Persönlichkeit her auch ein Typ mit Managerqualitäten."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: