Autoindustrie:Trotz aller Krisen: VW macht mehr Gewinn

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Europas größter Autobauer folgt dem Trend anderer Hersteller und steigert Umsatz und Gewinn - obwohl er weniger Autos verkaufte. Doch ein wichtiges Finanzziel verfehlte VW.

Von Christina Kunkel

Misst man den Erfolg von Volkswagen an den Zielen seines Finanzchefs Arno Antlitz, die er vor Kurzem im SZ-Interview erläuterte, dann lief es trotz aller Krisen im vergangenen Jahr recht gut für den Autohersteller. "Schaffen wir auch in herausfordernden Zeiten acht Prozent Rendite oder nicht?", hatte Antlitz da etwa als Maßgabe genannt - die vorläufigen Zahlen, die VW am Dienstag veröffentlichte, sagen: Ja, dieses Ziel hat Europas größter Autobauer mit 8,1 Prozent Rendite erreicht. VW behielte also rechnerisch von 100 Euro Erlös ohne Berücksichtigung von Steuern, Zinsen und weiteren Faktoren 8,10 Euro in der Kasse. Den Gewinn unterm Strich nannte der Konzern noch nicht. Er dürfte mit der Vorlage des vollständigen Geschäftsberichts am 14. März bekanntgegeben werden.

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Fahrzeugverkäufe allein aber sind nicht mehr das Wichtigste: VW-Finanzchef Arno Antlitz über die neue Strategie zum Geldverdienen.

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Der Konzernumsatz stieg um rund zwölf Prozent auf 279 Milliarden Euro, der operative Gewinn (Ebit) legte um 12,5 Prozent auf 22,5 Milliarden Euro zu. Diese Zahlen liegen innerhalb der von Analysten erwarteten Bandbreiten. Wie andere Autohersteller schaffte auch VW die Steigerungen bei Umsatz und Gewinn, obwohl man deutlich weniger Autos verkaufte. 2022 gingen die Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zurück. Der Konzern setzte 8,26 Millionen Fahrzeuge ab, im Vorjahr waren es noch etwa 8,88 Millionen gewesen. Einzige Wachstumsregion war unterm Strich Asien-Pazifik - wenn man hier den wichtigsten Markt China ausnimmt, wo es insbesondere aufgrund von Covid-Lockdowns um 3,6 Prozent abwärts ging.

Ein Finanzziel verfehlte der Autobauer

Doch nicht alle Finanzziele hat der neue Vorstand, der seit Oktober von Oliver Blume geführt wird, im vergangenen Jahr erreicht: Der Nettozufluss an freien Barmitteln, der sogenannte Cashflow, verfehlte die vom Management angepeilte Marke: Nach rund 8,6 Milliarden Euro im Jahr 2021 standen dort 2022 schließlich nur etwa fünf Milliarden Euro zu Buche. Eigentlich wollte der Konzern bei dieser wichtigen Kennzahl mindestens das Vorjahresniveau erreichen. Die Abweichung sei vor allem auf die instabile Versorgungssituation und Störungen in den Logistik-Ketten insbesondere zum Jahresende zurückzuführen, erläuterte VW.

Die Engpässe bei Halbleitern hatten im vergangenen Jahr für einen hohen Bestand an unfertigen Fahrzeugen gesorgt, die erst Zug um Zug ausgeliefert werden konnten. Die im Working Capital gebundenen Mittel seien deshalb deutlich höher ausgefallen als erwartet. In seiner aktuellen Planung gehe der Konzern allerdings davon aus, dass sich dies im Laufe dieses Jahres umkehren werde, da die Bestände abnehmen und die Produktion wieder rund läuft. Insgesamt hatte der Konzern Ende Dezember in seinem Kern-Autogeschäft rund 43 Milliarden Euro an flüssigen Mitteln. Das war deutlich mehr als die knapp 26,7 Milliarden Euro vor einem Jahr. Das Plus besteht nahezu ausschließlich aus den Einnahmen des Porsche-Börsengangs.

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