Süddeutsche Zeitung

Volkswagen:Angespannte Lage

Der Konzern verkauft weniger Autos und muss sich auf die steigende Nachfrage nach E-Autos einstellen. Die Gewerkschaft fordert vier Prozent mehr Lohn.

Die Corona-Krise hat den Verkäufen des Volkswagen-Konzerns im vergangenen Jahr einen kräftigen Dämpfer verpasst. Insgesamt sanken die Auslieferungen um 15,2 Prozent auf rund 9,3 Millionen Fahrzeuge. Dies teilte VW am Mittwoch mit, nachdem die Kernmarke und einzelne Töchter zuvor schon Einzelheiten bekanntgegeben hatten. Deutliche Zuwächse gab es jedoch bei Autos mit alternativen Antrieben. Für reine E-Fahrzeuge meldete der Konzern 2020 eine Verdreifachung auf knapp 232 000 Stück und bei Plug-in-Hybriden eine Steigerung um 175 Prozent auf mehr als 190 000 Exemplare.

In der Summe machte der Nachfragerückgang den Wolfsburgern aber ebenso zu schaffen wie vielen anderen Herstellern. Besonders schwach waren die Auslieferungen im Heimatmarkt Westeuropa mit einem Rückgang um fast 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch in Nordamerika war das Minus beträchtlich (17,4 Prozent), während der Konzern im wichtigsten Markt China einschließlich Hongkong mit einer Abnahme um 9,1 Prozent etwas glimpflicher davonkam. Die Kernmarke VW Pkw verlor weltweit 15,1, Audi 8,3, Skoda 19,1 und Seat 25,6 Prozent. Bei Porsche gingen die globalen Auslieferungen um 3,1 Prozent zurück. Das Luxusgeschäft war - wie in anderen Branchen - nicht so stark vom Corona-Nachfragerückgang betroffen. Die leichten VW-Nutzfahrzeuge meldeten ein Minus von 24,4 Prozent. Im Dezember stabilisierte sich die Situation - im letzten Monat des abgelaufenen Jahres gab es konzern- und weltweit noch ein Minus von 3,2 Prozent.

Die Tarifverhandlungen gehen Ende Januar weiter

Die zuletzt schwache Nachfrage dürfte auch eine Rolle bei den Verhandlungen mit den Arbeitnehmern über einen neuen Tarifvertrag bei VW spielen. Vertreter von Volkswagen und IG Metall haben am Mittwoch ihre Gespräche aufgenommen und ein nächstes Treffen auf Ende Januar festgelegt. Wie VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel erklärte, steht die Tarifrunde "im Spannungsfeld der beschleunigten Transformation einerseits und andauernden Auswirkungen der Pandemie andererseits". Nach dem Auftakt wolle man sich am 29. Januar wieder mit der Gewerkschaft treffen. Die IG Metall fordert für die 120 000 Beschäftigten der sechs westdeutschen VW-Werke Wolfsburg, Braunschweig, Salzgitter, Hannover, Emden und Kassel sowie der VW-Finanztochter vier Prozent mehr Geld. Meiswinkel äußerte sich noch nicht konkreter dazu, wies aber auf die angespannte Lage bei parallelem Investitionsdruck hin: "Wir verzeichnen eine starke Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, und gleichzeitig haben wir coronabedingt Lieferengpässe und damit verbunden auch Kurzarbeit in Teilen der Belegschaft. Zudem gilt es, weiterhin in die Zukunft zu investieren, ohne dabei die notwendige Kostendisziplin zu vernachlässigen." Das sei ein "Kraftakt".

IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger hatte schon vor den Verhandlungen die Vorstellungen der Gewerkschaft verteidigt: Gerade die unsichere Situation erfordere es, dass die Konjunktur auch durch neue Nachfrageimpulse über die privaten Einkommen gestützt wird. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh sprach von einem Paket, das "in die Zeit passt". Aus seiner Sicht arbeitet die Belegschaft seit Monaten unter anstrengenden Bedingungen, währenddessen ziehe sie beim schwierigen Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitales mit.

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