VW-Affäre:Volkert beschuldigt Piëch der Mitwisserschaft

Ferdinand Piëch muss als VW-Vorstandschef von Lustreisen und hohen Zahlungen an den Betriebsrat gewusst haben: Das wirft ihm der zu einer Haftstrafe verurteilte Betriebsratschef Volkert vor.

In der VW-Affäre ist der frühere Vorstandschef Ferdinand Piëch neuen Anschuldigungen ausgesetzt: Der zu einer Haftstrafe verurteilte frühere VW-Betriebsratschef Klaus Volkert wirft ihm vor, von den Lustreisen und Bonuszahlungen für Betriebsrätte gewusst zu haben. "Wer die damalige Gesamtkonstellation im Unternehmen kennt, kann sich schwer vorstellen, dass all das ohne Piëch gelaufen ist", sagte Volkert dem Nachrichtenmagazin Spiegel.

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Klaus Volkert erhebt nach seiner Verurteilung schwere Vorwürfe gegen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch.

(Foto: Foto: dpa)

Im VW-Konzern habe es nur wenig gegeben, das Piëch nicht gewusst habe, sagte Volkert über den heutigen Aufsichtsratschef. Er selbst habe Piëch "nie gefürchtet. Aber man ist gut beraten, ihn sich nicht zum Feind zu machen". Am Freitag hat das Landgericht Braunschweig Volkert wegen Beihilfe und Anstiftung zur Untreue zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Piëch wurde in dem Prozess als Zeuge vernommen und hat stets zurückgewiesen, etwas von der Affäre gewusst zu haben.

Volkert spricht von Zwei-Klassen-Justiz

Die Verteidigung Volkerts kündigte Revision an. "Das Urteil ist für mich nicht akzeptabel", sagte Volkert in dem Interview.

Angesichts der Bewährungsstrafe für den früheren VW-Personalvorstand Peter Hartz müsse er von einer Zwei-Klassen-Justiz ausgehen. "Im Gegensatz zu Hartz hat mir die Staatsanwaltschaft nie einen Deal angeboten", sagte Volkert und bezog sich dabei auf eine Vereinbarung der Strafverfolger mit den Hartz-Verteidigern.

Er habe als Erster bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt. "Genutzt hat es mir nichts", beklagte Volkert. Der frühere Arbeitnehmervertreter steht wegen der Affäre nach eigenen Worten vor großen finanziellen Problemen. Auf die Frage, wie er sich seine Zukunft vorstelle, antwortete der 65-Jährige: "Mit dem Hut in der Fußgängerzone."

Das Finanzamt wolle Steuern für das Geld, das seine damalige Geliebte über VW bekommen habe und fordere 470.000 Euro. "Ich überlege, Privatinsolvenz anzumelden. Bezahlen kann ich das nicht", wird Volkert zitiert.

Zugleich klagte er die IG Metall an, keine Lehren aus der Affäre gezogen zu haben. Da werde "doch alles totgeschwiegen". Letztlich fordere die Mitbestimmung "einen derart großen Spagat, dass es einen irgendwann zerreißt, egal wie charakterfest man ist".

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