VW-Affäre:Sekretärinnen belasten Hartz

Im Betrugsskandal bei VW haben offenbar zwei Sekretärinnen ausgesagt, der frühere Personalvorstand Peter Hartz habe von Lustreisen gewusst. Hartz' angebliche Stunden mit Prostituierten bestätigten sie.

Die Sekretärinnen hätten gegenüber der Staatsanwaltschaft in Braunschweig detailliert über das Abrechnungssystem bei VW Auskunft gegeben, berichtet das Nachrichtenmagazin Focus. Vom Unternehmen gab es dazu wegen des laufenden Verfahrens "keine Stellungnahme".

VW-Affäre: Hat derzeit wenig zu lachen: Peter Hartz.

Hat derzeit wenig zu lachen: Peter Hartz.

(Foto: Foto: ddp)

Der Kreis der Beschuldigten in der VW-Affäre hatte sich inzwischen auf sechs Personen erweitert. Auch Hartz geriet ins Visier der Justiz. Die Zeuginnen haben dem Focus zufolge für den Ex-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer gearbeitet. Sie sollen für die Staatsanwaltschaft eine "große Rolle" spielen.

Darüber hinaus berichteten die Sekretärinnen laut Focus auch von einer Wohnung in Braunschweig, die auf VW-Kosten angemietet worden sei, und zu der Hartz und Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert Schlüssel besessen hätten.

Von VW bezahlt

Hartz und Volkert hätten sich dort angeblich mit Prostituierten getroffen. Kurz vor den Treffen hätte eine der beiden VW-Mitarbeiterinnen häufig Champagner in der Wohnung kaltgestellt. Die Kosten seien wie üblich abgerechnet und von VW bezahlt worden.

Die VW-Revision hat nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel inzwischen eine Liste von Reisen des früheren VW- Gesamtbetriebsratschef Klaus Volkert erstellt, die er unternommen hat und sich von VW hat bezahlen lassen. Danach kommen auf ihn Schadenersatzforderungen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro zu.

Inselgruppe der Andamanen

Allein eine Reise auf die Inselgruppe der Andamanen im Indischen Ozean mit vier anderen Teilnehmern soll mehr als 150.000 Euro gekostet haben. Das Unternehmen werde Geld zurückfordern, wenn Summen veruntreut worden seien, betonte ein VW-Sprecher am Samstag.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue gegen den zurückgetretenen Gesamtbetriebsratsvorsitzenden. Anlass für die Ermittlungen gegen Volkert war eine Indien-Reise Anfang 2004. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte VW für die Reise eine sechsstellige Summe bezahlt.

Der Konflikt um die Macht im VW-Kontrollgremium dürfte derweil in den nächsten Wochen weiter eskalieren, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Es sei nicht geklärt, wer die vom neuen VW-Großaktionär Porsche beanspruchten drei Sitze im Aufsichtsrat räumen soll.

Pierer denkt nicht an vorzeitigen Abschied

Heinrich von Pierer denke nicht an einen vorzeitigen Abschied aus dem Gremium. Er sei vielmehr offen für eine weitere Amtsperiode, heißt es der Sonntagszeitung zufolge im Umfeld des ehemaligen Siemens-Chefs. Pierer sitzt seit 1996 im VW-Aufsichtsrat und war zuletzt als Nachfolger für Ferdinand Piech an der Aufsichtsratsspitze ins Spiel gebracht worden.

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