VW-Affäre:Freispruch für Volkerts Geliebte

Es ging um Luxusreisen, Schmiergelder und eine Liebesgeschichte, die vor Gericht endete. Im wohl letzten Prozess der VW-Korruptionsaffäre wurde die Angeklagte Adriana Barros nun freigesprochen. Ihr Ex-Geliebter Klaus Volkert hatte sie zuletzt entlastet.

Nach sieben Jahren endete für die brasilianische Journalistin Adriana Barros am Mittwoch eine verhängnisvolle Affäre. Das Wolfsburger Amtsgericht hat die 47-Jährige vom Vorwurf der Beihilfe zur Untreue freigesprochen. Barros, eine Randfigur der VW-Korruptionsaffäre, war die Geliebte des ehemaligen VW-Betriebsratsvorsitzenden Klaus Volkert. Für ein Treffen mit ihm jettete sie durch die halbe Welt, auf Konzernkosten.

Urteil im Prozess gegen fruehre Geliebte des Ex-VW-Betriebsratsvorsitzenden Volkert erwartet

Adriana Barros und Klaus Volkert, der Ex-VW-Betriebsratsvorsitzende: Freispruch für die Geliebte.

(Foto: dapd)

Doch das konnte sie laut Gerichtsurteil nicht wissen, auch nicht, dass ihr Honorar für Videos von insgesamt 250.000 Euro nur zum Schein gezahlt wurde. Von den Kulturunterschieden bis hin zum komplizierten deutschen Aktienrecht begründete der Richter den Freispruch. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Sie hatte ein Jahr Haft auf Bewährung gefordert.

"Auch uns geht es so, dass es uns schwer fällt, alles zu glauben, was die Angeklagte erzählt. Aber das ist nicht entscheidend", sagte Richter Holger Kuhlmann in seiner Urteilsbegründung. Das Gericht musste entscheiden, ob sie wusste, dass die Zahlungen unrechtmäßig waren. Darauf habe es keinen Hinweis gegeben.

"Unangemessene Verträge sind nicht verboten"

Nach dem Urteil des Schöffengerichts ging Barros davon aus, dass nicht der Konzern, sondern Volkert selbst die Reisen im Wert von insgesamt etwa 100.000 Euro bezahlt hatte. Der mächtige Ex-Betriebsratschef hatte ihr auch einen Vertrag zugeschanzt, aus dem ihr vierteljährlich hohe Zahlungen zuflossen.

Volkert hatte in der vergangenen Woche die Aussagen seiner früheren Geliebten teilweise gestützt. Diese hatte betont, sie habe für Volkswagen Filme gedreht und sei davon ausgegangen, dafür bezahlt worden zu sein. Ob die Bezahlung leistungsgerecht gewesen sei oder nicht, spiele keine Rolle, befand das Gericht. "Auch unangemessene Verträge sind nicht verboten", sagte der Vorsitzende Richter Kuhlmann.

Im Prozess berichtete Barros, die Schlagzeilen über ihr Verhältnis mit Volkert hätten ihre Karriere als Fernsehjournalistin beendet und sie wirtschaftlich ruiniert. Nicht einmal für Schreibarbeiten habe sie einen Job bekommen. In ihrem Schlusswort sagte sie weinend: "Ich hoffe, dass dieser Alptraum für mich jetzt zu Ende ist." Derzeit wohnt sie mit ihrem neuen Lebensgefährten in London. Sie denke darüber nach, ein Buch zu schreiben.

Betriebsräte wurden mit Luxusreisen bestochen

Volkert und Barros waren von 1998 bis 2005 ein Liebespaar, bis die VW-Affäre aufflog. Volkert hatte damals die Beziehung per E-Mail beendet. Vor Gericht sahen sich die beiden zum ersten Mal wieder. Barros beklagte sich nach der Urteilsverkündung bitter über das Verhalten von Volkert nach der Trennung: "Es gab nie wieder einen Kontakt."

Mit dem Urteilsspruch endet vermutlich auch der letzte Prozess in der Affäre um Lustreisen von VW-Betriebsräten und Millionenzahlungen an Ex-Betriebsratschef Volkert. Der frühere VW-Personalvorstand Peter Hartz hatte viele Jahre lang über ein Spesenkonto nicht nur Volkert das Gehalt eines Topmanagers gezahlt, sondern auch Reisen und Bordellbesuche zahlreicher Betriebsräte finanziert.

Auf diese Weise wollte Hartz, wie er später gestand, das Wohlwollen der Arbeitnehmervertretung erkaufen. Hartz musste seinen Posten räumen und wurde 2007 zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung wegen Untreue verurteilt. Gegen Volkert wurde ein Jahr später eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verhängt, wovon er ein Jahr und neun Monate absitzen musste. Es blieb die einzige Verurteilung, die nicht zur Bewährung ausgesetzt wurde.

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