Süddeutsche Zeitung

VW-Abgas-Skandal:Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bosch

  • Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt offenbar im VW-Abgas-Skandal gegen Bosch.
  • Die Ermittler sind dem Vernehmen nach wegen Medienberichten um manipulierte Software für VW-Autos tätig geworden.
  • Fraglich ist, wie die Behörden nun mit anderen Zulieferfirmen umgehen werden, die in den Abgas-Skandal verstrickt sein könnten.

Von Max Hägler, Stuttgart

In der VW-Affäre um manipulierte Abgaswerte von Dieselautos gerät nun auch der Autozulieferer Bosch ins Visier deutscher Ermittler. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eröffnet, wie eine Sprecherin am Dienstag sagte. Einen konkreten Tatvorwurf nannte sie aber nicht. Die Ermittler sind dem Vernehmen nach wegen Medienberichten um manipulierte Software für VW-Autos tätig geworden.

Ein Bosch-Sprecher sagte, der Konzern arbeite grundsätzlich mit den Behörden zusammen, um Sachverhalte aufzuklären. Das Unternehmen äußert sich aber offiziell nicht zu dem Stuttgarter Verfahren, weil sich die Ermittlungen gegen Unbekannt richten. Bei Bosch heißt es, man kooperiere mit den Ermittlungsbehörden. Nach Informationen der SZ gibt es bereits seit längerem Gespräche zwischen Staatsanwaltschaft und dem Konzern.

Fraglich ist, wie die Behörden mit anderen Zulieferfirmen umgehen

Mit der Einleitung eines Verfahrens hat die Behörde nun eine Handhabe, um konkret die Herausgabe von Dokumenten zu verlangen, oder etwa Zeugen zu vernehmen. Eine Durchsuchung gab es jedoch offenbar noch nicht auf der Schillerhöhe, wie die Bosch-Zentrale genannt wird. Die Frage ist, wie die Behörden nun mit den anderen Zulieferfirmen umgeht: Bosch hat nur bei einem Teil der vom Dieselskandal betroffenen elf Millionen Autos die Abgassteuerung zugeliefert. Mindestens zwei andere Zulieferer, die sich im Gegensatz zu Bosch nicht von sich aus erklärt haben, haben vergleichbare Komponenten an VW verkauft.

In den USA ist Bosch wegen angeblicher Komplizenschaft in dem Betrugsfall verklagt worden, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. In einer Stellungnahme vom 24. September hatte Bosch eine Verantwortung zurückgewiesen und erklärt, als Zulieferer nur Komponenten nach speziellen Anforderungen der Kunden bereitzustellen. Was dann damit geschehe, liege in der Verantwortung der Autobauer. Kurz zuvor hatte VW die Manipulation von Abgas-Messwerten durch eine spezielle Betrugs-Software eingeräumt.

Bosch ist der weltgrößte Autozulieferer. 2014 setzte der Konzern weltweit fast 49 Milliarden Euro um, davon entfielen 68 Prozent auf den Bereich Mobility Solutions. Dazu zählt auch die Erstausrüstung von Kraftfahrzeugen.

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Quelle:
SZ vom 16.12.2015/cmy
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