Vorwurf des Kartellamts:Stromkonzerne sollen Preise abgesprochen haben

Das Bundeskartellamt hat Indizien auf Absprachen der Stromfirmen vorliegen. Einem Magazinbericht zufolge sollen die schweren Vorwürfe in einem 30-seitigen Schriftsatz zusammengefasst sein.

Das Bundeskartellamt hat nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel Indizien für Preismanipulationen und Absprachen der Stromkonzerne vorliegen. In einem 30-seitigen Schriftsatz hätten die Bonner Wettbewerbshüter schwere Vorwürfe gegen die vier großen deutschen Energieversorger erhoben, berichtete das Magazin am Samstag vorab.

So gebe es zahlreiche Indizien und Belege, dass sich führende Manager und sogar Vorstandsvorsitzende zwischen den Jahren 2003 und 2006 zu geheimen Runden getroffen hätten. Dabei seien sensible Geschäftsgeheimnisse und -strategien ausgetauscht sowie detaillierte Absprachen über das Vorgehen auf unterschiedlichen Märkten getroffen worden.

Branchenführer Eon soll sogar versucht haben, die Preise für Strom "maßgeblich zu beeinflussen", berichtet der Spiegel weiter.

Der Schriftsatz, auf den sich das Magazin bezieht, stammt den Angaben zufolge vom 30. November vergangenen Jahres. Darin ziehen die Wettbewerbshüter nach Auswertung zigtausender bei Hausdurchsuchungen beschlagnahmter Papiere das Fazit, dass aus diesen auf "eindrucksvolle Weise" hervorgehe, dass der Wettbewerb auf dem deutschen Energiemarkt durch "kartellrechtlich unzulässige Kooperationen" weitgehend verhindert werde.

Auf Nachfrage hätten alle Konzerne aber Absprachen, Preismanipulationen und kartellrechtlich bedenkliche Treffen bestritten, berichtete das Magazin weiter.

Der Energiekonzern E.ON wehrt sich gegen den Bericht des Spiegel. Zu dem von dem Magazin zitierten Papier des Bundeskartellamtes habe E.ON bereits Stellung genommen und belegt, dass die Vorwürfe unzutreffend seien, teilte E.ON am Samstag mit.

"E.ON hat zu keiner Zeit in irgendeiner Art und Weise Strompreise an der EEX manipuliert oder mit Wettbewerbern Absprachen getroffen, die den Wettbewerb im Strom- und Gasmarkt beschränken könnten", erklärte der Konzern.

E.ON erklärte, der Schriftsatz des Kartellamtes enthalte "eine völlig selektive Ansammlung und Verwertung von Informationen, die der EU-Kommission schon seit Mai 2006 vorliegen". Neben "einseitigen Interpretationen" fänden sich darin "viele unbewiesene Behauptungen und keinesfalls juristisch verbindliche Feststellungen und Tatsachen".

Keine Behörde habe bisher eine Veranlassung gesehen, aufgrund der vorliegenden Informationen Maßnahmen zu ergreifen, erklärte der Konzern weiter.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: