Vorteile für Prominente und Politiker:Air Berlin schenkte Abgeordneten Bonuskarten

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Gerade erst hat Air Berlin angekündigt, die Vorzugsbehandlung von Prominenten zu stoppen. Jetzt wird bekannt: Auch Abgeordneten des Bundestags soll die Fluggesellschaft Vorteile eingeräumt haben. Einem Bericht zufolge habe sie den Politikern Bonuskarten geschenkt, für die normale Kunden 40.000 Statusmeilen brauchen. Anti-Korruptions-Aktivisten sind empört. Dabei macht es die Lufthansa schon seit Jahren fast genauso.

Air Berlin soll Bundestagsabgeordnete mit Bonuskarten beschenkt haben. Die sogenannte Topbonus Card Gold sei den Politikern im Januar 2010 mit einem Schreiben des damaligen Firmenchefs Joachim Hunold zugeschickt worden, berichtet die Frankfurter Rundschau. Nutzer der Karte können Sitze mit mehr Beinfreiheit buchen und profitieren von einem 40-Prozent-Bonus auf alle gesammelten Meilen sowie einer bevorzugten Abfertigung beim Check-in und den Sicherheitskontrollen.

Die Fluggesellschaft Air Berlin soll Bundestagsabgeordneten kostenlos Bonuskonten zur Verfügung gestellt haben. (Foto: dapd)

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft wünsche den Parlamentariern "eine glückliche Hand bei allen Ihren politischen Entscheidungen" des neuen Jahres, zitiert das Blatt aus dem Schreiben. Weiter heiße es darin: "Für uns ist die Unterstützung durch die Politik in Deutschland von großer Bedeutung."

Wie viele Politiker von dem Angebot der Gesellschaft Gebrauch machten, schrieb die Zeitung nicht. Eine Air-Berlin-Sprecherin habe erklärt, zu Kundendaten könne man keine Auskunft geben. "Wir veröffentlichen weder Namen noch Personengruppen", sagte sie dem Blatt zufolge.

Die Bonuskarte sei "für ausschließlich dienstliche Zwecke" gedacht, der Vorgang mit der Bundestagsverwaltung abgestimmt gewesen, teilte Air Berlin mit. "Die Regelung des Bundestages sieht nach unseren Erkenntnissen vor, dass dienstlich gesammelte Meilen nur dienstlich genutzt werden", hieß es weiter.

Die Bundestagsverwaltung bestätigte den Erhalt der Karten, stellte aber klar, dass die Abgeordneten verpflichtet seien, dienstlich erworbene Meilen auch nur für Dienst- und Mandatsreisen einzusetzen. "Die wirtschaftlichen Vorteile der Bonusmeilen fließen daher nicht dem einzelnen Abgeordneten, sondern dem Bundestag zu", hieß es in der Stellungnahme. Wie die Bonuskarte aber letztlich genutzt werde, entziehe sich den Kenntnissen der Parlamentsverwaltung.

Air Berlin ist nicht die einzige Fluggesellschaft, die Deutschlands Parlamentarier umgarnt: Marktführer Lufthansa bietet ihnen seit Jahren die "Senator Card" an. "Es ist eine Dienstleistung, die wir auf Bitte des Bundestags in Abstimmung mit der Bundestagsverwaltung anbieten", sagte ein Lufthansa-Sprecher. Vorteile sind unter anderem höhere Freigepäckmengen.

Erst vor wenigen Tagen war bekanntgeworden, dass Air Berlin ausgewählte Prominente und ihre Familien kostenlos befördert hat. Dieses Programm soll Ende des Jahres auslaufen - aus Kostengründen. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft schreibt seit 2008 rote Zahlen. Auch Journalisten können bei Air Berlin unter bestimmten Umständen Sonderkonditionen in Anspruch nehmen.

Die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International kritisierte, Air Berlin habe Abgeordneten Vorteile angeboten, für die ein einfacher Air-Berlin-Kunde 40.000 Statusmeilen hätte sammeln müssen. "Der Bundestagspräsident, der die dienstlichen Bonuskonten der Abgeordneten verwaltet, sollte jetzt die Anzahl der Abgeordneten offenlegen, welche die Air Berlin Topbonus Card Gold angenommen haben", forderte der Geschäftsführer von Transparency International Deutschland, Christian Humborg. Diese Art von Annehmlichkeiten seien schließlich der "Nährboden für spätere Lobbyaktivitäten".

© sueddeutsche.de/AFP/dapd/dpa/fo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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