Vorstoß gegen Konkurrent Oracle:SAP zieht es in die Datenwolke

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Europas größter Software-Hersteller SAP hält für seine Aktionäre auf der Hauptversammlung eine Überraschung bereit: einen Milliardenkauf und zugleich einen Angriff auf Konkurrent Oracle. Doch in einer ersten Reaktion zeigen sich die Anteilseigner von dem erneuten Vorstoß ins Cloud Computing wenig begeistert.

Der Walldorfer Softwarekonzern SAP setzt seine Expansion im sogenannten Cloud-Computing fort. Damit geht der ewige Kampf zwischen den beiden Unternehmenssoftware-Riesen SAP und Oracle in eine neue Runde. Die Deutschen schlagen im Stammland von Oracle-Chef Larry Ellison zu und wollen den Cloud-Spezialisten Ariba kaufen.

Erst im Dezember hatte SAP angekündigt, für 2,5 Milliarden Euro die US-Softwareschmiede Success Factors zu erwerben, die Cloud-Applikationen anbietet.

Cloud Computing bedeutet, dass Daten von Computernutzern nicht mehr auf dem eigenen Rechner, sondern auf Servern von Dienstleistern gespeichert werden, in der "Datenwolke". Laut einer Studie wird sich das weltweite Umsatzvolumen mit Cloud-Lösungen von 21,5 Milliarden Dollar 2010 bis zum Jahr 2015 auf rund 73 Milliarden Dollar mehr als verdreifachen.

Je Aktie sollen 45,00 US-Dollar fließen. Das entspricht einem Unternehmenswert von rund 4,3 Milliarden Dollar (3,3 Mrd Euro). Ariba bietet Handelsnetzwerke in der sogenannten Cloud an. "Das zusätzliche Angebot von Ariba schafft das Geschäftsnetzwerk der Zukunft", erklärten die beiden SAP-Chefs Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe am späten Dienstag.

OK der Kartellwächter steht noch aus

Der Verwaltungsrat von Ariba hat der Übernahme bereits zugestimmt. Nun müssen noch die Aktionäre der US-Firma und die Kartellbehörden Ja sagen. SAP will den Kauf aus liquiden Mitteln und über ein Darlehen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro finanzieren. Der Abschluss der Transaktion wird für das dritte Quartal erwartet. Die Übernahme soll sich ab dem kommenden Jahr positiv auf den SAP-Gewinn je Aktie auswirken.

An diesem Mittwoch ist die Hauptversammlung von SAP in Mannheim. SAP ist Marktführer bei Software, mit der Unternehmen etwa ihre Buchhaltung erledigen. Jedoch drängt sich schon seit Jahren die amerikanische Oracle mit milliardenschweren Zukäufen in das Feld. Oracle seinerseits ist die Nummer eins bei den Datenbank-Programmen. Beide Unternehmen liegen im Dauerclinch.

Die SAP-Aktionäre zeigten sich von der Nachricht der Übernahme allerdings wenig begeistert: Zuletzt kosteten die Papiere der Walldorfer im außerbörslichen Handel bei Lang & Schwarz 46,48 Euro. Den Xetra-Handel hatten die Titel noch mit 47,81 Euro verlassen. Ariba-Titel waren zunächst vom Handel ausgesetzt, legten dann aber um 20 Prozent auf 44,96 Dollar zu.

Ariba ein Schwergewicht der Branche

Ariba hat den Unternehmenssitz im kalifornischen Sunnyvale und beschäftigt rund 2.600 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist SAP zufolge gemessen am Umsatz, der zweitgrößte Cloud-Anbieter weltweit. Das Unternehmen verfügt über eine branchenweit führende Technologie und eine große internetbasierte Handelsplattform, die Unternehmen dabei unterstützt, ein globales Partnernetzwerk in der Datenwolke aufzubauen und miteinander zu kooperieren. Im Geschäftsjahr 2011 stieg der Umsatz des Unternehmens um 40 Prozent auf 444 Millionen US-Dollar (knapp 350 Millionen Euro).

Die SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott und Jimk Hagemann Snabe erklärten: "Das zusätzliche Angebot von Ariba schafft das Geschäftsnetzwerk der Zukunft, bringt unseren Kunden unmittelbaren Mehrwert und ist für SAP ein zusätzlicher Wachstumstreiber im Cloud-Geschäft."

Ariba-Boss soll in den SAP-Vorstand

Ariba-Chef Bob Calderoni sagte: "Indem wir unser offenes globales Netzwerk mit den Lösungen und Analytics-Werkzeugen von SAP verbinden, gehen wir in eine neue Ära der Business-to-Business-Zusammenarbeit und erreichen eine vorher nicht dagewesene Produktivität." Der CEO soll den Angaben zufolge nach Abschluss der Transaktion in den SAP-Vorstand berufen werden.

Ariba soll eine eigenständige Geschäftseinheit mit dem Namen "Ariba, ein Unternehmen der SAP" fortgeführt werden. Ähnlich war SAP auch mit Success Factors verfahren. Hier zahlten die Walldorfer allerdings einen Aufschlag von 52 Prozent auf Kurswert. Auch hier wurde der Kauf per Eigenmittel und Kredit finanziert. Der Gründer des Cloud-Spezialisten, Lars Dalgaard, rückte in den SAP-Vorstand ein und räumte im Cloud-Geschäft seines neuen Arbeitgebers auf.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/schu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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